CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Quidam - Alone together
(63:12, Rock-Serwis, 2007)
Nachdem sich Quidam vor rund 2 Jahren einer fast kompletten Runderneuerung bzgl. Besetzung und musikalischer Ausrichtung unterzogen, scheinen sie mit "Alone together" in ihrer neuen eigenen Identität angekommen zu sein. Denn während der Vorgänger "Surrevival" mitunter sehr stark an die aktuellen Porcupine Tree erinnerte, setzt das aktuelle Album viel mehr auf atmosphärische Parts, ist weit weniger rockig-aggressiv als der nach dem Neubeginn eingeschlagene Weg. "Alone together" ist in gewisser Weise eine Rückkehr zu früheren Ansätzen, jedoch sind Quidam viel mehr mit modernen Rocksounds unterwegs. So entsteht eine Balance aus stimmungsvollen Parts, ausladenden, sinfonischen Melodien, durchmengt von einer eher sanfteren Rockattitüde. Während die Keyboards meist im Hintergrund für stimmige Klangflächen verwendet werden, steht vor allem Gitarrist Maciek Meller wieder im Vordergrund. Doch während "Surrevival" meist von härteren Riffs durchzogen war, hat er sich mittlerweile wieder einer mehr verträumten-elegischen Spielweise zugewandt und liefert einige Soli mit Gänsehautgarantie. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass sich Quidam komplett von einer gewissen härteren Spielweise verabschiedet haben, dennoch werden die prägnanten Riffs weit weniger dominant und offensiv eingesetzt, sind es vielmehr die leiseren Zwischentöne, die dieses Album beherrschen. Damit klingt einiges auf den ersten Höreindruck zahmer, weniger offensiv, mitunter eben aber auch weniger spektakulär. Doch da es sich bei "Alone together" um ein Konzeptalbum um die verschiedenen Arten von Einsamkeit und Entfremdung handelt, haben die sanfteren Passagen durchaus ihren Sinn und fügen sich stimmig ins Konzept ein. Auf der anderen Seite lassen es die Polen vor allem im zweiten Teil des Albums durchaus progressiv krachen (mal kommen Erinnerungen an Camel auf, es gibt aber auch einige floydige Parts), auch wenn nicht ganz die emotionale Tiefe der Frühwerke erreicht wird. Wenn man sich jedoch auf die leicht modifizierte Spielart eingelassen hat, dann macht dieses Album durchaus erheblichen Spaß, denn das souveräne Spiel mit den Emotionen beherrscht die Band immer noch sehr gut. So ist "Alone together" über weite Strecken eine durchaus geglückte, eigenständige Fortsetzung, mit der Quidam den Brückenschlag zu früher und heute wagen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008