CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
The Pineapple Thief - What we have sown
(57:16, Cyclops, 2007)
Mit "What we have sown" sind The Pineapple Thief inzwischen bei ihrem sechsten Album angekommen, und wie auf den Vorgängeralben findet man einerseits Vertrautes, aber auch eine sachte Weitentwicklung. Mastermind Bruce Soord hat mittlerweile mit seiner Band eine passende Mischung aus poppigen, ergreifenden Melodien im Alternative Rock Bereich, sowie ausladenden Art / Progressive Rock Augenblicken gefunden. Waren auf den früheren Alben immer auch Longtracks zu finden, so wurde diese Stilistik immer mehr zu Gunsten songdienlicher Arrangements zurückgefahren. "What we have sown" wagt nun so etwas wie einen Spagat zwischen Gegenwart und Vergangenheit. So ist der erste Teil des Albums mehr dem kompakten Songmaterial gewidmet, ist man trotz einiger tastenmäßiger Retrosounds eher im gitarrendominierten Alternative Rock zu Hause. Dennoch haben die Titel von The Pineapple Thief trotz wunderbarer Eingängigkeit und diversen ruhigen Momenten immer eine kleine Finte, eine Überraschung parat, funktioniert hier eben nicht alles nach der simplen Formel Strophe - Refrain - Strophe. Da scheppert mal der Bass im Zwischenpart, wirkt sowieso der Gesamtsound wenig klinisch steril, sondern sympathisch geerdet und bodenständig. Dennoch stehen vor allem Gefühl und Atmosphäre bei den Briten im Vordergrund, ist eben auch mal Zeit für eine längere, stimmungsvolle Überleitung. Und dann wäre da noch "die andere Seite" von The Pineapple Thief. Bereits das knapp 9-minütige "West winds" nimmt sich Zeit für Stimmungen, für die langsame Songentwicklung. Leichte Psychedelic Anleihen, sowie ein langgezogener Spannungsaufbau, kulminieren letztendlich im einem expressiven Riffgewitter, das so leise ausklingt, wie der ganze Song begonnen hat. Doch erst im knapp 27½-minütigen "What have we sown?" findet sich alles wieder, was diese Band auszeichnet. Unterschiedliche Stilelemente und Spielmöglichkeiten werden hier perfekt vermischt, ruhige und ausschweifende Passagen zu einer Gesamtbotschaft vereint. Wie immer stellt sich hier die Frage, was wohl ein anderes Label mit dem entsprechenden Werbebudget an Verkaufszahlen herauskitzeln könnte, denn bei Cyclops gehören The Pineapple Thief eindeutig zu den musikalischen (wenn auch sehr guten) Exoten. "What we have sown" hat definitiv Potenzial für wesentlich mehr und ist damit ein weiteres sehr gutes und begeisterndes Album aus der Zauberküche von Bruce Soord und Konsorten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008