CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Maestoso - Caterwauling
(58:47, Esoteric Recordings, 2007)

Hat Woolly Wolstenholme den Progressive Rock wieder für sich entdeckt? Fast könnte man es meinen, wenn man sich das über 11½-minütige "Soldier of fortune" anhört. Nie klang der ehemalige Keyboarder, Sänger, Songschreiber von Barclay James Harvest komplexer, fordernder und abwechslungsreicher als bei diesem Track. Doch dieser hoffnungsvolle Beginn ist leider nur ein ungewohntes Strohfeuer, denn was er und seine Mitstreiter unter dem Bandnamen Maestoso folgen lassen, rückt einiges wieder zurecht. Denn danach folgen doch weit weniger ausladende Stücke, hier und da schleichen sich auch straighte Rockmuster ein, doch glücklicherweise finden sich auch genügend melancholische Passagen, bei denen das Mellotron zu seinem Recht kommt und die an seine Vergangenheit bei Barclay James Harvest erinnern. Gerade wenn Wolstenholme, der immer noch ein Freund der ruhigen, besinnlichen Töne ist, auf eine typisch englisch klingende Spielweise setzt, gelingen ihm immer noch verträumte Momente, die auf ihre Weise auch irgendwie zeitlos wirken. Doch insgesamt ist ein "Caterwauling" ein Album mit Höhen, aber auch (Un)Tiefen. Vor allem in den ruhigen Passagen überzeugt die vierköpfige Band bzw. wenn es etwas sinfonischer, sakraler wird oder natürlich auch wie beim überraschenden, oben beschriebenen Einstieg "Soldier of fortune", sowie dem im Kurt Weill Stil gehaltenen "Pills". Die eher geradlinigen Rock / Soft Rock Nummern hingegen wirken eher beliebig, als dass die Band hier ein eigenes, vor allem überzeugendes Profil herausarbeiten kann. Damit kann "Caterwauling" zwar den Fans der Mid-70er Phase von Barclay James Harvest zum Antesten empfohlen werden, eine komplette Rückkehr zu den großen Momenten der Vergangenheit gelingt diesem Album aber leider nur in einigen Ansätzen, weswegen die textliche Aussage "Where do we go from here?" unfreiwillig passend gewählt ist.

Kristian Selm



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