CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Daisuke Kunita - Fuzzy logic
(54:27, Poseidon / Musea, 2007)

Kunita-San aus Sapporo ist nicht nur ein an der Berklee College of Music zu Boston ausgebildeter Meistergitarrist, er ist auch ein musikalisches Chamäleon. Das "Intro" wiegt den Zuhörer noch mit via "Violining"-Technik erzeugten, dickflorigen Sphärenklängen in Sicherheit, doch schon "Fragments" verblüfft mit einer Heavy-Blues-Jazz-Funk-Melange à la Scott Henderson meets Stevie Ray Vaughan meets Mark "Dickdaumen" King. Die Break-Stürme von "On again, off again" sind purer Jazzrock und bereiten auf einen der Albumshöhepunkte vor: An "Tonal gravity" stimmt vom durch Chorus-Effekt bestimmten Gitarrensound über die einfach phantastischen, ausgiebigen Flügelbeiträge von Kan Sano bis hin zur wunderbaren Melodieführung einfach alles. Bis auf den Umstand, dass letztgenannte "Lakes" vom wundervollen "Watercolours"-Album Pat Methenys mehr als nur ein wenig verpflichtet ist. Sei's drum - auch wenn hier wenigstens ein "inspired by ..." angebracht gewesen wäre. "Flat Line" hat übrigens ein ähnlich liegendes Problem. Dafür flirtet das von wunderbaren Single Note-Soli triefende "Sharp" erneut mit Funk und "Acid approach" mit .. was wohl - Acid Jazz! Positiv hervorzuheben ist auch Schlagwerker Eiji Tanaka. Die beeindruckende Stilvielfalt von Kunitas Solodebüts führt trotz der allenthalben demonstrierten Technik zu deutlich kurzweiligen Hörerlebnissen, auch wenn die Verblüffung nach dem Ende von Track 4 abzuehmen beginnt. Noch ein wenig mehr Wärme und Ausdruck statt Technik - und hier wäre die Höchstnote unumgänglich.

Klaus Reckert



© Progressive Newsletter 2008