CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Jonesy - Masquerade / The Dawn Years Anthology
(69:40 + 62:12, Esoteric Recordings, 2007)

Die Mannschaft von Eclectic Discs ist jetzt bei Esoteric Recordings tätig, doch inhaltlich hat sich glücklicherweise nicht sehr viel geändert, denn noch immer liefert auch das neue britische Label qualitativ hochwertige Re-Releases aus den 70ern ab. Mit der Doppel CD "The Dawn Years Anthology" wird die komplette Geschichte von Jonesy beleuchtet, die zwar leider nie den ganz großen Durchbruch schafften und sich wegen Erfolglosigkeit bereits nach nur knapp drei Jahren Bestehens wieder auflösten. Dennoch braucht sich diese Formation keineswegs vor anderen progressiven Größen der frühen 70er zu verstecken. Mit ihrem dritten Album "Growing" (interessanterweise von Rupert Hine in jungen Jahren produziert) gewann man sogar den Montreux Diamond Award, obwohl als weitere Nominierte solch illustre Alben wie "Starless and bible black" (King Crimson), "Innvervisons" (Stevie Wonder) oder "Planet waves" (Bob Dylan) zur Auswahl standen. A propos King Crimson. Nicht zu Unrecht wurden Jonesy vermehrt mit den britischen Kollegen verglichen, denn deren pastoraler, melchanolischer, aber durchaus melodischer Ansatz, der frühe Titel wie z.B. "Moon child" oder "Epitaph" durchzieht, wurde bei Jonesy auf ganz eigene Weise weitergeführt. Doch verfeinerten sie ihre Art des frühen 70er Progressive Rocks, der noch nicht die Opulenz und ausufernde Strukturen anderen Alben aufweist, die später in diesem Genre entstanden. Dafür finden leicht jazzige und klassisch angehauchte Passagen Einzug, ein Hauch Folk und früher Hard Rock kommt ebenfalls hinzu, womit für interessant erdachte Vielschichtigkeit gesorgt ist. Jonesy variieren ebenfalls gekonnt Tempo, Instrumentierung (u.a. Trompete bzw. Flügelhorn als klangliche Ergänzung) und Dynamik, ohne dabei die Songaussage aus dem Fokus zu verlieren. Das Songmaterial dieses Doppelalbums, das das komplette offiziell auf Tonträger veröffentlichte Material der Band umfasst (eine Single und alle drei Studioalben) und in den Jahren 1972-73 entstand, ist zwar vor allem von weichen Mellotrontönen und leicht verträumten Songstrukturen dominiert, dennoch ist die Band auf einem ganz eigenen, sehr faszinierenden Weg unterwegs und offenbart sich als weiteres Juwel aus den 70ern.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008