CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Iuabar - Invitation II Dig
(42:09, Smilodon, 2007)
Das Reservoir an qualitativ hochwertigen Bands aus Schweden scheint unerschöpflich. Und das bei einem Land, das nur einen Bruchteil der Bevölkerung manch anderer mitteleuropäischer Länder hat. "Ungezügelter High Energy Rock Psychedelica" nennt sich das, was uns die aus Gävle, einer kleinen Stadt in Nordschweden, kommenden Iubar auftischen. Doch neben Anleihen eines jahrzehnteübergreifenden Brückenschlags von den Doors, Beatles bis hin zu Kula Shaker bzw. Snow Patrol, darf natürlich auch nicht ein ordentlicher Schub nordische Melancholie, sowie die gehörige Dosis an analogen Keyboardsounds (von Orgel bis Mellotron) fehlen. Iubar fühlen sich augenscheinlich im Pop zu Hause, denn die melodieseligen, ätherischen Momente sind ein integraler Bestandteil der 10 Songs auf "Invitation II Dig". Trotzdem ist hier keine sinnlose Popgedudel-Band am Start, denn erdige Gitarren und satte Tastentöne machen die Rockwurzeln augenscheinlich, auch wenn alles etwas zurückgenommener erscheint. Jedoch gelingt eine spannende stilistische Vielfalt, die neben Pop und Rock, bis hin zu orientalischem Einschlag, sowie balladesker, unpeinlicher Trunkenheit reicht. Doch dass man sich ganz augenscheinlich ebenso in der psychedelischen Vergangenheit zu Hause fühlte, macht nicht nur die überaus gelungene Beatles Coverversion "Tomorrow never knows" (vom "Revolver" Album") klar, sondern auch die indisch angehauchten Nummern, wie "Become" oder "Collided" (sehr schönen Gruß an Kula Shaker) deutlich. Auch wenn nicht in allen Momenten nur Geniales und Beeindruckendes entsteht, so kann man einem Großteil der Songs eine absolut hörenswerte und gelungene Ideentiefe attestieren. Ebenfalls eine interessante Entwicklung, dass inzwischen viele Bands nicht mehr mit 70 Minuten Alben und jeder Menge Füllermaterial aufwarten, sondern in knapp 40 Minuten ihre komplette musikalische Essenz unterbringen. Und Iubar gelingt dies mühelos.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008