CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Hoggwash - The last horizon
(66:40, Caerllysi Music, 2007)
Seien wir doch mal ganz ehrlich: viel funktioniert im Progressive Rock und seinen Untergenres doch ebenfalls wie im Mainstream nach der Devise "gebt den Leuten, was sie hören wollen!". Okay, es geht natürlich oftmals etwas komplexer, ausschweifender, stilistisch überraschender zu, verfolgen die meisten Musiker eher ihre eigenen Ziele, denn auf den großen kommerziellen Erfolg zu schielen. So erfinden auch Hoggwash das Rad nicht neu, sondern widmen sich einfach hochmelodischem, jedoch durchaus verspielten Neo Prog, genauso, wie man ihn eben kennt und mag bzw. hasst. Dies ist weiterhin eines jener Projekte, welche ohne Internet gar nicht möglich gewesen wäre, denn rein virtuell trafen hier Antony Kalugin (Ukraine, ansonsten in der Band Karfagen tätig) und Will Mackie (Wales) aufeinander. Eingespielt von hauptsächlich ukrainischen Musikern bekommt man jedoch vor allem die sinfonische Breitseite ganz in britischer Prägung und Tradition geboten, auch wenn kleinere osteuropäische Anleihen nicht von der Hand zu weisen sind. Ausladende, schöne Melodiebögen, elegische Gitarrensoli, sowie eine ansprechende Instrumentierung, u.a. um Oboe, Streicher ergänzt, sorgen zudem für weitere interessante Aspekte. Mitunter verfallen die Kompositionen zwar in einen etwas zu synthetischen, käsigen Klangkosmos und auch inhaltlich ist hier noch nicht alles perfekt, doch über weite Strecken funktionieren die acht Titel recht ordentlich und gut. Glücklicherweise finden sich zudem nur wenig Plattitüden und Beliebigkeiten, strahlt der Sinfonicsound durchaus eine gewisse Wärme und Frische aus. Lediglich der etwas kraftlos wirkende Gesang zieht den positiven Gesamteindruck wieder etwas nach unten. Für Neo Prog Fans also durchaus ein Antesten wert, Hörbeispiele gibt's auf der Bandseite.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008