CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Glass Hammer - Culture of ascent
(69:08, Arion Records, 2007)
Nachdem Glass Hammer mit ihren beiden letzten Produktionen (CD / DVD) mit Chor und Orchester bereits alles aufgefahren haben, was zu einem opulenten Prog Overkill gehört, konnte die Devise danach eigentlich nur inhaltliche Zurücknahme und Rückbesinnung auf das Wesentliche lauten. Auch wenn man auf "Culture of ascent" mehr auf die Bremse tritt, so ist dieses Album dennoch kein Werk mit angezogener Handbremse. So verzichtet die Band aus den Südstaaten zwar nicht auf ihren bombastisch-sinfonischen Retro Einschlag (u.a. mit klassischen Streichern), doch sorgt vor allem die vokale Aufwertung besonders durch Salem Hill Sänger Carl Groves für wesentlich mehr stimmliche Power und willkommenen Ausgleich zur instrumentalen Vollbedienung. Dabei kommt es wohl nicht von ungefähr, dass bei dieser Scheibe wesentlich deutlicher die Yes-Inspiration durchschlägt, was von den mehrstimmigen Vokalharmonien über die Arrangements bis hin zu einer Coverversion von "South side of the sky" reicht. Nebenbei konnte man ebenfalls Jon Anderson als Special Guest gewinnen, der jedoch stimmlich mehr im Hintergrund bleibt, bei "Life by light" dennoch prägnant auffällt. Insgesamt sind die sechs Songs auf "Culture of ascent" besonders im ersten Teil wesentlich zurückhaltender, atmosphärischer ausgefallen, als man dies von Glass Hammer von deren letzten Alben kennt. Diese leichte Umorientierung tut der Band hörbar gut, da sie eben nicht einfach ein weiteres Album im gleichen Schema abliefert und nur mit voller Wucht agiert. Doch bei den beiden 16- bzw. 19-minütigen Longsongs "Ember without name" und "Into thin air" kann die Band nicht ganz aus ihrer Haut, denn Keyboards und Gitarre sorgen für wesentlich mehr Power und Dramatik. Dennoch findet man auch hier wesentlich mehr inhaltliche Zurücknahme und das Vertrauen auf stimmungsvolle Momente, sorgt die leichte Umorientierung für immer noch genügend schöne Retromomente. Bleiben als zwei Kritikpunkte nur festzuhalten: hin und wieder hätte doch etwas mehr Kick in den Hintern den Songs gut getan. Vielleicht sollte man zudem etwas weniger auf Überproduktion vertrauen, denn - zwei Euro ins Phrasenschwein - weniger kann eben manchmal einfach mehr sein. So nehmen sich Glass Hammer auf "Culture of ascent" insgesamt mehr zurück, orientieren sich behutsam neu, bleiben aber eindeutig ihren eigentlichen Wurzeln treu und liefern wie immer ein qualitativ ansprechendes Retro Werk ab.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008