CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Galleon - Engines of creation
(57:36, Progress Records, 2007)
Veröffentlichten Galleon in den 90ern noch Alben fast im Jahrestakt, so sind die Albumpausen aus den unterschiedlichsten Gründen inzwischen wesentlich länger geworden. Vier Jahre vergingen seit dem ambitionierten und guten Doppelalbum "From land to ocean", auf "Engines of creation" gibt nun der neue Schlagzeuger Göran Johnsson sein Debüt. Auch das aktuelle Album setzt wiederum vermehrt auf Retrosounds und eine wesentlich härtere, direktere Spielweise, die Galleon aber definitiv sehr gut zu Gesicht steht. Nach einem kurzen Intro geben die Schweden bei "The assemblers" gleich richtig Gas. Wuchtige Rhythmen, kernige Orgelsounds und ordentlich Power sorgen für den nötigen Schwung. Der einzige, der dabei nicht ganz mithalten kann, ist Bandleader Göran Fors, dessen Stimme für die powervolle Neuausrichtung doch bisweilen etwas zu dünn, emotional zu wenig mitreißend wirkt, während er am Bass eine durchaus gute Figur abgibt. Auf der instrumentalen Seite funktioniert der komplexere und verspielte Stilmix bestens, stimmlich wird hier sicherlich nicht jeder mit Begeisterung zuhören. Standen auf dem letzten Album vor allem ausschweifende Parts im Vordergrund, sind dieses mal lediglich zwei über 9-Minüter am Start, ansonsten setzt man zum Teil auf eine kompakte, erdige Spielweise, gibt sich aber bisweilen ebenso verspielt und virtuos (sogar ganz leichte Jazz-Rock Anleihen sind zu vernehmen) und setzt definitiv auf 70er Jahre Einflüsse in diversen Schattierungen. Dennoch sorgen munter eingestreute Breaks, sowie überraschende Wendungen für genügend Abwechslung. So bestimmen vor allem analoge Keyboardsounds, wie auch kernige, energetische Gitarrenriffs den modifizierten Sound von Galleon. Dennoch soll neben dem Gesang noch einen weiterer Schwachpunkt nicht unerwähnt bleiben: es fehlt hier und da an hartnäckigen Melodien bzw. Ideen, die hängen bleiben, während andererseits moderater Bombast, instrumentale Power und wohl dosierte Dynamikwechsel bestens zur Geltung kommen. "Engines of creation" ist damit eine Weiterführung des letzten Albums, mit einigen wirklich sehr großen Momenten, jedoch ebenfalls den zuvor erwähnten Schwachpunkten. Insgesamt überwiegen jedoch die positiven Eindrücke, denn einiges vom gebotenen Material (vor allem das grandiose "Men and monsters") gehört sicherlich zum Anspruchsvollsten und Besten, was Galleon bisher eingespielt haben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008