CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Fish - 13th star
(55:37, Chocolate Frog Records, 2007)
Die Arbeiten zu "13th star" gehörten sicherlich zu den stressigsten in Fishs Karriere. Kurz vor der Vollendung dieses Konzeptalbums, ironischerweise über die einzig wahre Liebe, ließ ihn seine Verlobte, die Mostly Autumn Sängerin Heather Findlay, sitzen und auch die bereits organisierte Hochzeit musste kurzfristig abgesagt werden - nicht unbedingt hilfreiche Umstände, um konzentriert an einem Album zu arbeiten. Dennoch gehört "13th star" seit langem zu den besten Studioalben des großen Schotten, hat dieses Werk mehr Punch, mehr Geschlossenheit, wirkt in sich stimmiger, als anderes aus der nahen Vergangenheit. Fish hat wieder fast zu alter Stärke gefunden, auch wenn er inzwischen gesanglich eine andere Tonlage bevorzugt und "13th star" logischerweise keine Rückkehr zu seinen Anfängen als Solokünstler bzw. der Marillion Zeit bedeutet, dieses Album mit Progressive Rock nur sehr wenig bis gar nichts am Hut hat. Dennoch scheint der Sänger inzwischen seinen inneren Frieden gefunden zu haben. Denn nicht nur seine Auftritte im Sommer, sowie die anstehende Tour, bei der er zur Hälfte das Marillion Album "Clutching at straws", sowie natürlich das aktuelle Werk in den Vordergrund stellt, auch der erste gemeinsame Auftritt mit seinen ehemaligen Bandkollegen im Sommer (beim "Hobbles on the Cobbles" Festival in Aylesbury Ende August spielte man "Market Square heroes", Video unter www.youtube.com/watch?v=3DNvCnvb50A) präsentierten ihn sehr aufgeräumt und wieder voll auf der Höhe. Für "13th star" fand Fish mit dem bisher recht unbekannten Steve Vantsis einen neuen Songschreiber und Arrangeur, der die Songs in eine wesentlich rockigere, bodenständigere Richtung lenkt, in wenig ausschweifender Spielweise und Songlänge dennoch recht gut die melancholische Atmosphäre transportiert und die textliche Aussage von Fishs Lyrics unterstützt. Das Material auf "13th star" klingt modern, aber keinesfalls peinlich dem Zeitgeist angepasst, schnörkellos, aber dennoch nicht geradlinig, funktioniert in einer Balance aus druckvollen und ruhigen Stücken. Endlich scheinen wieder mal alle Komponenten von der Band (u.a. mit seinem langjährigen Weggefährten Frank Usher, aber auch Rückkehrer Foss Patterson an den Keyboards), dem Songmaterial bis hin zur Produktion (Calum Malcolm, der u.a. für Nazareth, Blue Nile und Prefab Sprout tätig war) zu passen. Während gerade einiges auf den letzten beiden Vorgängeralben doch zu langatmig und mitunter zu wenig fokussiert erschien, wirkt "13th star" wesentlich mehr auf den Punkt gebracht, wirft dafür jede Menge rockigen Drive als Pluspunkt in die Waagschale. Mit diesem Album liegt ein gelungenes Soloalbum ohne Blick auf die Vergangenheit vor. Wer also mehr das rockige, aber dennoch anspruchsvolle Material von Fish bevorzugt, liegt hier genau richtig. Die ersten 10.000 Stück sind übrigens als Limited Version im Digipack mit einer Bonus DVD (über eine Stunde "The making of 13th star") über die Fish eigene Website bzw. die angeschlossenen Fanclubs erhältlich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008