CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Michael Lee Firkins - Blacklight Sonatas
(47:00, Magnatude Records, 2007)
Schon mal den Namen Michael Lee Firkins gehört? Ich auch nicht. Doch damit ist ab sofort Schluss. Der Gitarrist hat sich gerade aus der Masse ans Licht gegraben, mitten auf die Bühne, in die Sichtweite der Fans. Steht dort und spielt seine Songs, dass nur verblüfftes Staunen bleibt. Gute Überraschung Firkins ist einer dieser ausgefuchsten Gitarrentechniker, denen alles gelingt, was sie anfassen. Sein Stil ist frisch und neu. Der Klang seiner Saiten hat etwas von Jazz, Country, Jam-Rock, Blues und Hardrock. Seine Fingerfertigkeit ist enorm, ebenso sein Gefühl für Arrangements, nicht zuletzt seine Art, Songs zu komponieren. Feines, genau 47 Minuten langes Werk, das zu entdecken wir auf die Welt gekommen sind. Unter anderem, sicher. Drei der 9 Songs stammen nicht aus Firkins Feder. "Black Betty" hat Leadbelly geschrieben, weltbekannt wurde das Stück als Hardrock-Schlager in der Version von Ram Jam, deren einziger wirklicher Hit. Firkins gibt dem Song die amerikanische Seele wieder, lässt die Sologitarre über Slideläufen singen, auch hier ein potentieller Hit, etwas weniger scharf gewürzt, mit besserer, virtuoserer Gitarrenarbeit. "Theme For Sanford And Son (The Streetbeater)" ist eine Quincy Jones Komposition, vom Original ist jedoch nicht viel zu spüren. Wer den Track nicht kennt, glaubt, einen alten Countrysong in neuem Kleid zu hören, oder wenigstens einen Southern Rocker. Der Titeltrack am Ende der CD ist eine Adaption Ludwig van Beethovens "Adagio sostenuto", dem ersten Satz aus der Mondschein Sonate, eines der bekanntesten klassischen Motive überhaupt. Das schwermütige, wunderbar melancholische Thema erfährt in der lasziven Rockversion eine ganz neue Dynamik und klingt hier wie ein tief verzweifelter Blues. Michael Lee Firkins und Band poltern die Note nicht kaputt, machen aber auch kein larmoyantes Schunkelstück draus. Die weiteren Kompositionen stammen aus Firkins Feder himself. Sein stilistisches Interesse ist weit gespannt. Funk, Jazzrock, Progressive, Blues und Hardrock, stets einen Hauch Country und Jam im Blut, gehen sehr gut ab. Unterstützt wird Firkins am Schlagzeug von Thomas Pridgen (The Mars Volta) beziehungsweise Michael Bland (Prince, Paul Westerberg) und Kai Eckhardt am Bass (John McLaughlin, Garaj Mahal). Die Songs sind, mit Ausnahme von "Black Betty" rein instrumental. Wer auf elektrische Gitarre steht, sollte sich unbedingt dieses feine Album zulegen. Generell gilt: Blues-, Jam- und Countryrocker sind die potentielle Kundschaft. Tipp!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2008