CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Dyonisos - An incidental collection
(61:28, Mals Records, 2007)

Hinter dem göttlichen Namen Dyonisos (der Gott des Weines, Sohn des Gottvaters Zeus in der griechischen Sagenwelt, wird eigentlich 'Dionysos' geschrieben) steht lediglich eine Person. Dan Cowan hat fast sämtliche Arbeit an seinem einstündigen Werk getan: Songs komponiert, getextet, eingespielt, produziert, gemixt, gemastert, alles, was dazugehört. Joe Harvilla hat drei der Texte geschrieben und steuert in zweien dieser drei Tracks seinen Gesang bei. Ron Thunman ist der Rhythmusverantwortliche, in einem Stück ist sein Gesang im Chor zu hören. Die drei Farben auf dem CD-Cover haben eine angenehme, warme Wirkung. So ist es auch mit der Musik. Dyonisos steht für einen Neoprog Mix aus den Einflüssen späterer Pink Floyd, mittlerer Alan Parsons Project, Elektronik und der Seichtheit des Pop. Erstere werden in den schmusepopweichen Kuschelmelodien unverfroren kopiert, wobei ganze Arrangements übernommen werden, wenn Cowan die Verfremdung und Sich-Aneignung auch professionell betreibt und aus den Versatzstücken, die das Vorbild geliefert hat, eigene Strukturen zieht. Wer schreibt die Doktorarbeit aus dem Internet auch Wort für Wort ab!?! Der Alan Parsons Einfluss liegt in der weichen Harmonik, sowie in den Arrangements des Gesangs. Zwischen und in den Songs gibt es hin und wieder einige elektronische Exkursionen, längere Parts, in denen die Tasten aus der Rockstruktur in sphärische Weite führen, stets ungemein harmonisch und lieblich. Den Songs des ganzen Werkes ist die stete Seichtheit gleich, die wie Honig wirkt, Honig in den Ohren, nicht auf der Zunge. Indes sind die Songs nicht blöd, haben Flair und Lyrik. Pink Floyd Süchtige werden erstaunt in diesen Stücken aufgehen. Die Gitarrensoli, egal, wie dezent und sanft gespielt, sind inspiriert, es gibt stets wieder neue davon, in jedem Song, mancher hat mehrere. Vermutlich ist Dan Cowan ein tief in seiner Liebe zu Pink Floyd einbetonierter Musiker, dessen Kreativität ganz darauf abzielt, seine Ansichten in Sachen Pink Floyd zu artikulieren. Wie oft wurde nun der Name der britischen Band genannt? Was bedeutet das für die Eigenständigkeit des 'Ideengebers' hinter Dyonisos? Strauchtomaten sind wirklich lecker.

Volkmar Mantei



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