CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Combination Head - Progress?
(44:22, S.A.M. Records, 2007)

Lässt sich Musik am Reißbrett entwerfen? Sicherlich kann man in jedem Genre (vor allem im Popbereich) aus den stiltypischen Zutaten etwas Erfolgversprechendes "zusammenbauen", aber letztendlich geht es doch auch um Emotionen, um die Seele der Musik, die sich eben nicht so einfach kalkulieren und vorbestimmen lässt. Und genau hier liegt auch die Krux bei "Progress?", dem zweiten Album der englischen Formation um den Komponisten Paul Birchall, der ansonsten sehr stilsicher im Pop / Rock Bereich zu Hause ist. Denn trotz technisch wirklich sehr guter Mitstreiter wie z.B. Paul Burgess (ex 10cc, Camel, Jethro Tull) und fetzigen bis getragenen Arrangements, die aus dem Proglehrbuch stammen könnten, fehlt so etwas wie der entscheidende, letzte Funke, die wirkliche Tiefe. Das bedeutet aber keineswegs, dass die 10 Titel auf "Progress?" nach seelenloser Einheitsware klingen - mitnichten. Hier werden geschickt und absolut souverän 70s Versatzstücke, die mal nach ELP oder Camel klingen, mit weichem Balladenbombast verschmolzen und wirklich ansprechend reproduziert. Doch irgendwie bleibt, wie man im Schwäbischen sagt, ein "Gschmäckle". Andererseits ist vieles auf diesem Album auch einfach gut gemacht. Kein zu überladener Bombast, auf den Punkt gebrachte, auch mal straighte Ideen in relaxter-rockiger Interpretation und eine Spielzeit, die in knapp 44 Minuten alles vereint, was man von einer nicht zu komplexen Retroscheibe erwartet. Um die Frage des Albumtitels zu beantworten: richtigen Fortschritt gibt's hier wahrlich nicht zu hören, wer aber gerne etwas geradliniger in die Vergangenheit reist, darf hier zweifellos mal ein Ohr riskieren.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008