CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Accordo Dei Contrari - Kinesis
(44:38, AltrOck, 2007)

Das italienische Label AltrOck hat trotz weniger Veröffentlichungen inzwischen sein ganz eigenes Profil erarbeitet. Wenn bei ihnen etwas erscheint, dann weiß man mit ziemlicher Sicherheit, dass hier anspruchsvoller, aber interessanter Stoff geboten wird. Ganz so verhält es sich auch mit den 2001 gegründeten Accordo Dei Contrari, einem Sextett aus Bologna, das eben nicht vordergründig auf emotionalen, mediterranen Italo Prog setzt, sondern vielmehr im Grenzbereich zwischen 70s Prog und Jazz Rock zu Hause ist. Vor allem, da neben der traditionellen Besetzung Gitarre - Bass- Schlagzeug - Keyboards auch noch Violine und Saxophon hinzukommen, sorgt dies für ein sehr differenziertes und überaus vielschichtiges Soundbild. Genauso verhält es sich mit den Vorbildern bzw. Inspirationsquellen, die vom Mahavishnu Orchestra, Soft Machine bis zu King Crimson, Deus Ex Machina und P.F.M. reichen. Erstaunlicherweise wurde "Kinesis" in nur zwei(!) Tagen quasi live im Studio mit minimalen Overdubs aufgenommen. Da die Band hörbar sehr gut eingespielt ist, atmet das Album überaus agiles, lebendiges Livefeeling, wechseln sich zudem vor allem jede Menge druckvolle Soli an Keyboards (mit diversen analogen Sounds) und mal riff-orientierte, mal express davonfliegende Gitarre ab. Untermauert von einem treibenden Rhythmus, sind die Wechsel zwischen groovendem Jazz Rock und expressivem Retro Prog fließend, jedoch ohne dass sich die Band in selbstverliebten Soli verliert. Es ist vielmehr ein kräftiger, kompakter Bandsound, der durch fragile Zwischentöne immer wieder durchbrochen wird, der diesem Album seinen unbändigen Schwung und vor allem jede Menge Spannungsmomente verleiht. Gerade durch langsam, aber sich kontinuierlich aufbauende Stimmungen und vor allem die stets vorwärts treibenden Rhythmen kann dieses Album von der ersten Minute an überzeugen und bringt in knapp 44 Minuten alles kernig und knackig auf den Punkt. Kurz und knapp: großes Instrumentalkino!

Kristian Selm



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