CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
The Neil Campbell Collective - Particle theory
(41:59, Privatpressung, 2007)
Bereits die Stilbeschreibung, die übrigens als Eigenbeurteilung von der myspace.com Website der Band stammt, lässt mehr erwarten, als vorhersehbare Einheitsware. Und richtig: auf "Particle theory" wird mit vielerlei Einflüssen experimentiert, die neben den angesprochen Stilistiken ebenso in den elektronischen Bereich, aber auch hier und da in den Folkbereich, sowie hin zum Space Rock gehen. Dennoch entsteht im Gesamteindruck eine in sich stimmige, leicht minimalistisch angehauchte Musik, die als roter Faden vor allem von einer melancholischen Grundstimmung durchzogen ist. Neil Campbell, der als Kopf und Multi-Instrumentalist der Liverpooler Band jede Menge Saiten- und Tasteninstrumente beisteuert, hält sich spielerisch erstaunlich zurück, gibt vor allem seinen weiteren Mitstreitern (vor allem der Cellistin Nicole Collarbone) genügend Raum für die Eigenentfaltung. Doch trotz teils klassischen Instrumentariums ist man weit entfernt von reinem kammermusikalischen Rock, atmen die Stücke jedoch so etwas wie eine leicht verkopft wirkende Würde und verfallen mitunter in eine gewisse verspielte Sperrigkeit. Dabei sind die weitgehend rein instrumentalen Arrangements passend zur Jahreszeit eher traurig ausgefallen, man begeht jedoch keinesfalls den Fehler, nur auf herunterziehenden, trostlosen Weltschmerz zu setzen, sondern immer schimmert auch so etwas wie Hoffnung und angedeutete Melodieseligkeit durch. Die Stärke dieses Albums liegt dabei vor allem in seiner Atmosphäre, denn statt hier von Virtuosität und Komplexität überfahren zu werden, setzt das englische Kollektiv vielmehr auf viele stimmungsvolle Passagen und Momente. Eine schlechte Nachricht jedoch noch zum Schluss, das Album wir offiziell erst Mitte Februar erhältlich sein, zum vorherigen Reinhören sei hier wieder mal aufs Internet, respektive www.myspace.com/theneilcampbellcollective verwiesen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008