CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Zip Tang - Luminiferous ether
(64:14, Privatpressung, 2007)

Die stilistische Umschreibung und der Inhalt von "Luminiferous ether" machen neugierig. Da ist von zappaesken Momenten die Rede, werden floydige Elemente verarbeitet und zu guter letzt ist noch eine Coverversion vom ELP Klassiker "Tarkus" vertreten. Um es vorweg zu nehmen: Zip Tang klingen frisch, knochentrocken erdig und energetisch, vereinen auf ihre ganz eigene Weise die unterschiedlichsten Einflüsse. Dennoch: wer hier nur die Reaktivierung der 70er erwartet, setzt eindeutig auf das falsche Pferd. Der mal energetische, mal sehr relaxte Fusion Rock der Amerikaner räumt vor allem dem Saxophon recht viel Platz ein (was selbst bei "Tarkus", dem wohl untypischsten Track des Albums ausgesprochen gut funktioniert), ansonsten fällt einem sofort die sehr lockere, mitunter sehr selbstironische Spielweise der vier Hauptakteure auf. Zip Tang bewegen sich recht sicher abseits jeglichen offensichtlichen Schubladendenkens, geben sich als Jamband, die sich einfach überall bedient und das Beste aus allem herausholt. Deswegen ist hier sowohl Platz für amerikanisches West Coast Feeling, leichte Blues Rock Anleihen, darf es aber genauso mal recht kantig und komplex zur Sache gehen. Gerade die Vielschichtigkeit dieses Albums, dass hier fast kein Song wie der andere klingt, sorgt immer wieder für willkommene Abwechslungen. Vor allem, wenn man sich einmal in das Album eingehört hat, dann funktioniert es richtig gut und begeistert mit andauernder Spielzeit als Album für stilistische Grenzgänger immer mehr.

Kristian Selm



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