CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Trettioåriga Kriget - I början och slutet
(54:15, Mellotronen, 2007)

Vor knapp vier Jahren meldeten sich Trettioåriga Kriget nach jahrzehntelanger Sendepause etwas überraschend mit "Elden av år" zurück. Glücklicherweise war dies kein kurzes Strohfeuer. Nicht nur, dass man hier und da live auftrat (u.a. Sweden Rock Festival, Baja Prog Festival, Crescendo Festival), ebenfalls machte sich die schwedische Band an ein Nachfolgealbum, welches nun mit "I början och slutet" vorliegt. Eigentlich ist die Stilbeschreibung etwas irreführend, denn sicherlich bevorzugen die Skandinavier eine deutlich von 70ern geprägte Spielart, doch entgegen aktueller Bands waren sie eben bereits zu jener Zeit schon aktiv. Aber egal wie man die Schublade auch nennt, Trettioåriga Kriget sind in der Vergangenheit zu Hause und dies ohne Peinlichkeiten. Bestimmten bisher vor allem die beiden Gitarristen den Sound, so haben die Keyboards auch auf dem aktuellen Album wieder mehr Gewicht abbekommen. Insgesamt besteht ein mehr als ausgewogenes Gleichgewicht aus Saiten und Tasten, mit immer noch einem kleinen Überhang auf der Saitenseite. Bereits der instrumentale Opener "I Krigets Tid" wartet mit majestätischen Mellotronakkorden und prägnantem Bass auf, ist stimmungsmäßig eine typische Skandinavien Prog Nummer. Doch sind die älteren Herren vom "Dreißigjährigen Krieg" keineswegs nur Melancholiespezialisten und Verfechter von offensichtlichen Longsongs. Bei ihnen geht es auch unter 5 Minuten gut zur Sache, auch wenn einige Songs auf diesem Album übergangslos ineinander fließen und ebenso thematisch zusammengefasst wurden. Jedoch liegt die Betonung meist im stimmungsvollen, atmosphärisch dichten, gleichzeitig melodiebetonten Bereich und man setzt weit weniger auf ausladende Instrumentalpassagen bzw. Bombast. Zudem bewahrt sich die Band eine wohltuende erdige, dreckige Rockattitüde, die eben nicht nach Hochglanz Retro Prog klingt, sondern auch mal Blueswurzeln und einfachere Arrangements durchscheinen lässt "I början och slutet" setzt dennoch eindeutig auf die progressiven Ursprünge der Band, die poppige Seite, der man sich in den 80ern zuwandte, ist komplett verschwunden, hier und da schauen dafür sehr wohl durchdachte Melodien als beachtenswerter Pluspunkt vorbei. Zweifelsohne klingt dieses Album typisch nach Trettioåriga Kriget, hat aber ebenso die Würde und Reife des Alters. Kurz und knapp: empfehlenswert und überaus gelungen!

Kristian Selm



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