CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Tiles - Fly paper
(49:31, InsideOut, 2008)

Vor einigen Jahren machten Tiles noch die europäischen Bühnen im Vorprogramm von Dream Theater unsicher. Mittlerweile ist man vor allem als Studioband aktiv und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen seine Alben. Die Band aus Detroit hat mit dem Produzenten Terry Brown (u.a. Rush) seit Jahren einen kompetenten Partner mit an Bord, dennoch versucht sich das Quartett bei jedem Album immer wieder an neuen Ansätzen. Während man z.B, beim 2004er Vorgänger "Window dressing" bisweilen epische Longsongs präsentierte und auch stilistisch experimentierte, sind die acht Songs auf "Fly paper" wesentlich mehr auf den Punkt gebracht und songorientierter angelegt. Wie fast immer lugt zwar hin und wieder in gewissen Facetten der Vergleich zu Rush hindurch, dennoch bewahren sich Tiles ihre Unabhängigkeit, auch wenn man dieses Mal sogar den Rush Gitarristen Alex Lifeson als Gast für einen Titel gewinnen konnte. Weiterhin verfeinern Alannah Myles ("Black velvet"), Kim Mitchell (ex-Max Webster) und Hugh Syme weitere Songs. Dies jedoch immer so geschickt und gruppendienlich, dass dies beim ersten Hinhören keinesfalls so dominant auffällt. Dies spricht wiederum für die Homogenität und die kompositorischen Fähigkeiten von Tiles. So kommt der gitarrenlastige Hard / Progressive Rock auf diesem Album recht schnörkellos, jedoch leicht verspielt auf den Punkt, wobei man mit Songlängen im 4-8 Minuten Bereich durchaus Raum für inhaltliche Entwicklungen und auch modernere Sounds lässt. Dennoch ist "Fly paper" weit weniger inhaltlich ausufernd und abwechslungsreich wie der Vorgänger, in seiner Direktheit aber keinesfalls schlechter, sondern nur anders austariert. Zwar werden Tiles mit diesem Album auch weiterhin ein Geheimtipp bleiben, denn für den ganz großen Durchbruch fehlen ihnen doch noch die ergreifenden, magischen Momente, die eine Band richtig in den Vordergrund heben. Trotzdem ist "Fly paper" wiederum ein qualitativ ansprechendes, mehr rockorientiertes Album, das eben nicht nur Rush Fans ansprechen wird.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2008