CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Thork - Nule Jedan
(65:46, Privatpressung, 2007)
Während es bei mir bei Thorks Debüt "Udroxa" anno 2000 etwas Zeit benötigte, um mit dem Album "warm" zu werden, zündet das dritte Werk "Nule Jedan" von Anfang an. Dabei ist "Nule Jedan" ebenfalls kein Album, auf dem man sich sofort mit Begeisterung zurechtfindet oder welches Liebe aufs erste Anhören gewährleistet. Doch gelingt es der Band aus dem französischen Annecy, die es mal melodisch, mal auch etwas sperriger bzw. nicht alltäglicher mag, melodischen Prog, Elektronik und folkige Einflüsse in francophiler Art zu verbinden und dabei sehr faszinierende, überaus interessante Songgebilde zu kreieren. Man benötigt so zwar Zeit beim Anhören, wird nicht sofort mitgerissen oder vor Begeisterung weggeblasen, doch gerade dieses gekonnte Understatement, sowie der Detailreichtum der Songs machen einfach Laune, vermehrt auf Hörreise zu gehen. Und auch wenn die Band in Verbindung zu den Kollegen Nil stehen, so sind Thork weitaus weniger düster, mehr vom Art Rock entfernt und vor allem wesentlich gesangsorientierter. Die Franzosen, die übrigens ausschließlich in ihrer Muttersprache singen, bevorzugen in erster Linie melodische, eindringliche Melodien ohne Plattitüden, doch die dazu begleitende Musik ist nicht immer dazu angelegt, sofort die Hörnerven einzuschmeicheln. Ein melodischer, leicht akustischer, weltmusikalischer Grundansatz ist zwar dominiert, auch wird man als Hörer nicht mit Komplexität und Breaks erschlagen, trotzdem bekommt man hier keine Einheitsware nach vorhersehbaren Schnittmustern geboten. Eindeutig ist auch die Verbundenheit zum Heimatland, denn nicht nur die Sprache, sondern auch die inhaltlichen Ausschmückungen klingen irgendwie typisch französisch, von einer leichtfüßigen Lebensfreude durchzogen, ohne ins chansonhafte abzugleiten. Will man einen Vergleich anbringen, so fühlt man sich hin und wieder an eine weniger dynamische Version von Lazuli erinnert. Zudem ist Thork groß anzurechnen, dass sie vom musikalischen Ansatz, sowie den Sounds mehr im Hier und Heute anzusiedeln sind, eine Verbundenheit zum Progressive Rock / Neo Prog francophiler Prägung, sowie floydige Tendenzen jedoch keineswegs von der Hand zu weisen sind. So ist "Nule Jedan" ein aktuelles Prog Statement, das seinen ganz eigenen Weg zwischen den musikalischen Jahrzehnten gefunden hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008