CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Soniq Circus - Soniq Circus
(47:41, Progress Records, 2007)
Da ging das Klischeedenken im ersten Augenblick gehörig daneben! Bei schwedischen Bands denkt man natürlich erst an so nette Sachen wie traurige nordische Melancholie, Mellotron bis zum Abwinken und das volle Retrobrett. Doch es geht eben auch etwas anders. Okay, Soniq Circus sind klanglich durchaus von den 70ern inspiriert, doch eben nicht ganz so offensichtlich, wie das andere Kollegen aus dem hohen Norden gerne vorexerzieren. Die 1999 gegründete Formation, die sich zuerst an Progklassikern wie "The cinema show" oder "Lark's tongues in aspic" versuchte, fand sehr schnell heraus, dass eigenes Material doch um einiges interessanter ist, als nur ständig Coverversionen zu spielen. Das Material auf ihrem Debüt lässt erstaunlicherweise nicht erkennen, welche Bands man ursprünglich nachspielte, vielmehr sind Soniq Circus recht eigenständig, eher rockig orientiert und sogar mit einer leicht amerikanisch wirkenden Spielweise unterwegs, was mitunter an dem guten Sänger Calle Lennartsson liegt. So agiert man zwar durchaus verspielt, irgendwie versprüht die Musik aber ebenso eine gewisse rockende Lockerheit, verzichtet auf zu verkopft erscheinende Arrangements. Auf der anderen Seite müssen sich Soniq Circus aber ebenfalls der Konkurrenz aus dem In- und Ausland stellen und trotz guter Ansätze gelingt ihnen mit ihrem Debüt noch nicht der ganz große Wurf. Zwar beweisen vor allem die beiden knapp 9 Minuten langen, das Album abschließenden "Chain of consequences" und "Colliding stars" einiges an Retro Potenzial und ebenso die sperrigeren, heftigeren Passagen, doch wirkt davor auch manche Idee zu schwachbrüstig und etwas hölzern. Positiv ist jedoch der recht stilübergreifende Blickwinkel anzumerken, denn ähnlich wie A.C.T werden da mitunter eben auch mal ein paar Takte Reggae eingestreut. Das namenlose Debüt der schwedischen Newcomer ist damit ein ordentliches erstes Statement, ob da noch mehr drin ist, wird die Zukunft zeigen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008