CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

The Road - Drift
(58:06, Privatpressung, 2006)

Man kann sein Album eben auch mal nicht nach Schema F starten. The Road verwenden einfach eine schwungvolle Trompetenmelodie, die anschließend von den anderen Instrumenten aufgegriffen wird. Der Opener "Breathless" mausert sich daraufhin zu einer schwungvollen Rocknummer. Dramatischer geht es mit "All time" weiter, wo sich nach anfänglicher Melancholie ebenfalls einige sperrige, schräge Töne einschleichen, der Song letztendlich mit einem klassisch anmutenden Akustikgitarren-Fragment endet. "Wir denken, dass wir für eine stilistisch übergreifende Band schon etwas abseits des üblichen Schemas liegen", meint dazu Greg Wilson (Gesang, Trompete, Kornett). Seit acht Jahren besteht mittlerweile die Band von der amerikanischen Ostküste, die vor allem ihren Reiz aus stilistisch sehr weit gefassten Einflüssen zieht. Dennoch fußt die Musik von The Road auf einer grundsoliden, sehr melodischen Basis, in bester amerikanischer Rocktradition mit jeder Menge relaxtem West Coast Feeling, ausschweifenden, sehr guten Gitarrensoli und eindringlich arrangierten Gesangslinien und -harmonien. Da The Road ebenso ein Faible für Jazz, Funk und Elektronik haben, finden sich vielfältige unterschwellig eingearbeitete Zutaten im groovigen Sound der Band. Etwas verwirrend sind jedoch die Kommentare einiger anderer Kritiker, die die Band gleich ins Prog-Genre vereinnahmen und sie z.B. allen Fans von klassischem Progressive Rock und Neo Prog empfehlen. Die ebenfalls erwähnten Vergleiche zu King Crimson lassen sich ebenfalls auf ein paar Taktfolgen und Gitarrenlinien minimieren. Dies soll jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass The Road mit "Drift" ein stilübergreifendes, niveauvolles Rockalbum abgeliefert haben, welches u.a. über CD Baby vertrieben wird und wo man sich selbst einen entsprechenden Höreindruck verschaffen kann.

Kristian Selm



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