CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Ritual - The hemulic voluntary band
(52:56, InsideOut, 2007)

Nun, wir wollen es mal nicht übertreiben: Aber die vier Musiker von Ritual: Patrik Lundström, Jon Gamble, Fredrik Linquist und Johan Nordgren sehen auf dem Cover der neuen CD, doch etwas verändert sowie unhübsch aus. Naja, alles eine Frage des Selbstbewusstseins. Und dass war ohnehin noch nie das Problem der Schweden, die bereits 1995 mit Ihrem Debütalbum, oder 2003 mit der Platte "Think like a mountain" unheimlich lässig, frisch und unbekümmert agierten. Blöd nur dass jetzt mit "The hemulic voluntary band" (stellt eine fiktive Band aus Kreaturen da, die in der Welt der Mumins leben - und deren Gestalt dann doch wohl eher zum oben angesprochenen Band-Foto passt.) ein recht Retroprog-artiges Album folgt. Und das deprimierte mich am Anfang gewaltig, da ich gewöhnliches Retroprog-Futter befürchtete und vor lauter Anlehnung die eigene Kreativität schwinden sah. Doch dieses Problem tritt zum Glück nur ansatzweise auf. Denn Fredrik Linquist und Johan Nordgren lassen wieder interessante Folk-Instrumente in die Musik einfließen, der Sound ist der zeitgemäße, typische Ritual-Sound geblieben und Patrik Lundström sorgt mit seiner charakteristischen Stimme für emotionale Färbung und Glanz. Die sechs Stücke sind freilich auch perfekt gespielt, häufig tendiert man mehr denn je hin zu expressiverem, heftigerem Spiel und weniger zu geradlinigen, satten Songsstrukturen. Aber das ein oder andere Mal schimmert dann doch eine etwas unterfütterte Collage mit verschiedene Formeln von damals durch, gerade das 26-minütige Epos "A dangerous journey" verstärkt diesen Eindruck, dennoch ein unheimlich fesselnder und variantenreicher Song. So beweisen Ritual auf "The hemulic voluntary band" immer noch genügend Klasse um sich von der Masse abzuheben, ich hätte mir allerdings nicht nur von der Spielzeit ein wenig mehr erhofft.

Andreas Kiefer



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