CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Aziraphal - The little match girl
(65:01, Privatpressung, 2007)
Das später besprochene Soniq Theater Album und das Werk von Aziraphal haben eines gemeinsam: es handelt sich um das Soloprojekt eines Keyboarders. Allerdings sind die Grundausrichtungen sehr unterschiedlich. Denn der Slowene Matej Hrovat, der unter dem Pseudonym Aziraphal antritt, streift lediglich den Progressive Rock Bereich. Hrovat ist klassisch ausgebildeter Pianist und Software-Experte, und so verwundert es nicht, dass er genau diese Stärken auf seinem Album verbindet und eine sehr durchdachte Mischung aus synthetisiertem und klassisch-akustischem Material zu einem recht atmosphärischen Ganzen zusammensetzt. In seinem Begleitschreiben weist er schon darauf hin, welche speziellen Stücke wohl für den Prog-Fan interessant sein könnten, und ich stimme voll mit seiner Annahme überein. Wobei dies allerdings auf diejenigen Prog-Fans einzuschränken ist, die auch eine gewisse Vorliebe für Keyboardersoloalben mitbringen. Besagte Titel sind ganz eindeutig inspiriert durch einen gewissen Herrn Wakeman. Manche Synthi- und Pianopassagen erinnern sehr stark an frühe Wakeman-Werke ("Six wives" und "King Arthur", um genauer zu sein). Der ausgesprochen pompöse Eröffnungstitel "Ave Triumphator" klingt, der Titel sagt es schon aus, wie der Soundtrack zu einem Monumentalfilm und ist einer der besagten Kandidaten für den Symphonic-Prog-Fan. Ähnliche Elemente finden sich auch im knapp 30-minütigen Titelsong, dem "Electrosymphonic poem in three movements", basierend auf einer Geschichte von H.C.Andersen. Ein weiteres wesentliches Element in der Musik des Slowenen ist neben dem elektronischen Instrumentarium der Einsatz der menschlichen Stimme, wie z.B. in "The mirrors of Apollo (Choral and Fugue)". Hier erinnert es an Enigma oder Adiemus, und manche Stellen mögen hier in den Ohren des gemeinen Prog-Fans möglicherweise gelegentlich hart an der Kitsch-Grenze vorbei schrammen. Andererseits enthalten die Kompositionen so manche Melodie, die sich schnell in den Gehörgängen festsetzen kann. Sehr gelungen finde ich diejenigen Passagen, in denen er durch weiche E-Pianoklänge und seichte Synthi-Ebenen eine Atmosphäre erzeugt, die an alte Vangelis-Highlights denken lässt. Was durchaus kein Zufall sein dürfte, nennt der Künstler doch Vangelis neben Wakeman, Oldfield (den ich allerdings nirgends heraushöre), Emerson, Wendy Carlos und Enigma als Hauptinspirationsquelle. Der Musiker selbst beschreibt seine Spielart als "Progressive Symphonic Ambient", und das trifft es wohl recht gut. Wehr mehr über den Musiker erfahren möchte, schaue doch mal hier vorbei: www.aziraphal.com.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2007