CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Pravda - Walking through walls
(40:17, Sonus West Records, 2006)
So richtig konnte sich in unseren Gefilden der Jam Rock bisher noch nicht durchsetzen. Während man in den U.S.A. seit Jahren über eine lebendige und agile Szene verfügt, verebbte diese Welle beim Herüberschwappen über dem Atlantik fast komplett. Pravda zitieren zwar werbetechnisch den "J" Wort Stil, doch kommt bei ihnen ein gehöriger Schuss Progressive Rock und metallische Riffs hinzu, was auch für das "alte" Europa von Interesse sein könnte. Der instrumentale Rock des Vierers bekommt eine komplexe und harte Schlagseite verpasst, verfällt ebenso in sachte Spielweise, bietet also inhaltliche Abwechslung mit Prog Faktor. Pravda sind dabei keine Extrem Frickelcombo, vielmehr gibt man zusammen Gas und die Soli dienen mehr zur Ausschmückung, denn zur Selbstbeweihräucherung. Liegt wahrscheinlich daran, dass alle Beteiligten auf jahrelange Erfahrungen zurückgreifen können und man sich deswegen mehr als Band, denn als den losen Zusammenschluss von Individuen sieht. Doch trotz Power und progressiver Rockattitüde wirkt ein Großteil der amerikanisch geprägten Musik eher musikalisch konventionell und recht stereotyp, da die Band meist auf melodische und songdienliche Komponenten zurückgreift. So wirkt vieles gefällig, aber nicht spektakulär, auf seine Weise jedoch durchaus sympathisch und locker eingespielt. Doch das große Manko dieser Scheibe ist der Gesamtklang (okay, vor allem eine Geldfrage, daher verzeihbar), wie die teils eigenwilligen, sprich flach und billig klingenden Keyboardsounds. Durch diese klanglichen Schönheitsfehler und auch das Fehlen von rechten Überraschungsmomenten in den 10 Titeln, hinterlässt "Walking through walls" einen eher ordentlichen, denn aufregenden Eindruck. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte: Hörbeispiele gibt's auf der myspace Seite der Band (www.myspace.com/pravdatruth).
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007