CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Osiris - Visions from the past
(45:04, Musea, 2007)

Wenn auch gerne betont wird, dass Osiris die einzige Progressive Rock aus dem Bahrain sind, so greift die seit den 80ern aktive Band eben doch hauptsächlich auf bekannte progressive Strickmuster zurück, die den Exotenbonus der Band einigermaßen relativieren. Dennoch kommt zum sinfonischen Sound, der sich vor allem in einigen Passagen an Camel orientiert, aber auch neo-progressive Tendenzen vorweist, eine gewaltige Prise orientalische Rhythmik und die dementsprechende Klangfolge hinzu. Damit sind Osiris eben doch nicht eine 1:1 Kopie der europäischen Vorbilder. Auf das lange angekündigte "Visions from the past" musste man zwar einige Jährchen warten, dennoch bleiben Osiris auf diesem Konzeptwerk ganz in ihrem eigenen Sound verhaftet. So jubiliert vor allem die Gitarre in sphärischen Höhen, wird hier nicht mit Ecken und Kanten, sondern ausschließlich mit wohlklingenden Harmonien gearbeitet. Selbst die orientalische Komponente wurde klanglich einigermaßen "verwestlicht", sorgt aber dennoch für eine unverwechselbare, durchaus eigenständige Note. Auch in den Sounds und vom allgemeinen Klangbild her sind Osiris ein purer Anachronismus, der eindeutig in den 80ern stehen geblieben ist. Das aktuelle Album bezieht seinen Reiz dabei vor allem aus den instrumentalen Ausschmückungen, sowie den vielen kurzen Überleitungen, die mit Sprechpassagen atmosphärisch aufgewertet werden. Gerade in den wenigen englischsprachigen Gesangspassagen tritt jedoch auch eine augenscheinliche Schwäche der Araber in den Vordergrund: sie klingen einfach zu süßlich, zu harmlos, ihre Stärke liegt eben eindeutig im instrumentalen Bereich. "Visions from the past" bietet somit auf 12 Tracks einen leicht exotisch angehauchten Sinfonic Progressive Rock der melodisch-harmonischen Art. Nicht bahnbrechend und klanglich ebenfalls etwas dürftig, aber auf seine Art irgendwie sympathisch.

Kristian Selm



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