CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Onségen Ensemble - HottoïzzoH
(14:02, Privatpressung, 2007)
Mit übermäßig langen Alben, respektive Minialben, beglücken Onségen Ensemble nicht gerade ihre Zuhörer. Bereits ihre 2005er Promo-Veröffentlichung "Hiukkavaara Session" brachte es auf knapp 15 Minuten. Nicht viel länger ist ihr aktueller Output. Doch die Band hat ein Herz für ihre Fans und bietet die drei Titel von "HottoïzzoH" ebenfalls als kostenlosen(!) Download auf ihrer Homepage an. So hat man die Wahl, entweder auf ein Digi-Pack mit Original CD zurückzugreifen oder eben "nur" die Musik downzuloaden. Egal, wie Wahl ausfällt: diese Band hat es in sich, sprich hier gibt es wirklich was Interessantes zu entdecken. Bei der Eigenbeschreibung geben sich die Skandinavier eher kryptisch: "...ein Mix aus weicheren und härteren Tönen und Beats... der Titel HottoïzzoH verbindet die finnischen Wörter "hotto" (heilig) und "hossi" (eilig)". Doch in den drei, jeweils gerade mal 4-5 minütigen Titeln steckt jede Menge Energie, Variationsreichtum und trotz der Länge mehr Ideenvielfalt und Euphorie, als andere Bands auf einem gesamten Album hinbekommen. Ob nun der aggressive Bass, der im dritten Stück "VTG" sogar zu magmaesker Intensität aufläuft, temporeiche Arrangements / Rhythmen oder kernige Gitarrenriffs, die zwischen Alternative und Art Rock schwanken - das finnische Trio wandert geschickt zwischen den Jahrzehnten, ohne altbacken oder zu modern zu klingen. Doch die energetischen Momente, die schon fast japanische Überdrehtheit erreichen, werden beim zweiten Titel "Ouía ni mosa" gehörig zurückgefahren und in melodischer Gangart und gefühlvollem Gesang verfeinert. Viele Worte, direkte Aufforderung: einfach auf der Homepage der Band vorbeischauen, Musik downloaden und selbst entscheiden. Wer es etwas ungewöhnlicher in einer druckvollen Gratwanderung zwischen alt und aktuell mag, dafür auch soundtechnische Einbusse verträgt, wird hier nicht enttäuscht werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007