CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Mystery - Beneath the veil of winter's face
(62:39, Unicorn Digital, 2007)

Ursprünglich wurde das kanadische Label Unicorn Digital aus der Taufe gehoben, um der Band Mystery eine Veröffentlichungsplattform zu bieten. Doch über die Jahre nahm Michel St-Père immer mehr andere Künstler unter Vertrag und widmete sich dem Ausbau seines kleinen, aber feinen Labels, so dass seine eigentliche Band fast komplett aus dem Fokus verschwand. Nach sechs Jahren Arbeit liegt nun doch endlich ein neues Mystery Album vor, das einfach jede Menge Zeit benötigte, bis der Bandleader mit dem Endresultat zufrieden war. Größte Veränderung seit dem 98er Werk "Destiny?" ist die Stimme hinter dem Mikrofon. Während Vorgänger Gary Savoie gesanglich vor allem an ex-Journey Frontmann Steve Perry erinnerte, weist der stimmlich ebenfalls sehr gute Benoit David interessanterweise Intonation Parallelitäten zu ex-Styx Keyboarder / Sänger Dennis DeYoung bzw. Lawrence Gowan auf. Natürlich ist es etwas unfair, hier nur Vergleiche zu zitieren, denn beide Sänger verfügen logischerweise über eine eigene Persönlichkeit, die Ähnlichkeiten fallen einem aber einfach zu offensichtlich ins Auge, pardon ins Ohr. Stilistisch gab es dafür nur kleinere Korrekturen, denn noch immer setzen Mystery auf eine gelungene Verbindung von ausladendem Melodic Rock / AOR und sinfonischen Progressive Rock. Doch trotz aller Melodiehaftigkeit fällt nicht nur auf, dass Mystery auf einen zeitgemäßen, durchaus nicht angetagten Sound vertrauen, sondern sie ebenfalls ihre 70s Wurzeln keineswegs gänzlich leugnen. So sorgen flüssig eingebaute Breaks und komplexere Instrumentalparts für den Schwenk weg vom reinen Melodic Rock, haben die zehn Songs insgesamt eine wesentlich progressivere, sinfonischere Schlagseite abbekommen. Doch gerade die powervollen, hymnischen Gesangslinien, der Hang zu balladenhaften Augenblicken und die bisweilen straighte Songführung lässt die Band auch immer wieder in Richtung Arena Rock tendieren. Doch obwohl sich Mystery zwischen zwei Stilen bewegen und sicherlich die Puristen der jeweilige Schiene vor eine gewisse Herausforderung bzw. Offenheit stellen, so bleibt zweifelsohne festzuhalten, dass die Kanadier ihre Handwerkskunst ausgezeichnet verstehen: "Beneath the veil of winter's face" bildet damit eine beachtenswerte, etwas modifizierte Fortsetzung ihrer bisherigen Alben. Da man auf das nächste Album keinesfalls wieder so lange warten soll, ist die Band bereits an die Arbeit des Nachfolgers gegangen.

Kristian Selm



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