CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Asia - Fantasia / Live in Tokyo
(50:51 + 54:46, Eagle Records, 2007)
Ist es nur ein Zufall, dass sich Asia 25 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debüts wieder in Originalbesetzung zusammengefunden haben oder standen die Vorzeichen eben besonders günstig, dass die Herren Downes, Palmer, Howe und Wetton momentan keine anderen Projekte am Laufen hatten? Ein S(ch)elm, wer Böses dabei denkt. Dennoch stellen sich natürlich die ketzerischen Fragen, warum die Supergroup der frühen 80er inzwischen wieder gemeinsam durch die Welt tourt und was ein weiteres Livealbum mit ausschließlich altem Material soll? Klar wittert man zuerst Fanabzocke, denn gerade in den letzten Jahren wurden jede Menge dubiose Livealben von Asia in nicht immer mitreißender Qualität veröffentlicht, doch reiht sich das Doppelalbum "Fantasia" glücklicherweise hier nicht ein. Zwar greift die Band bei ihrem Auftritt in Tokio ausschließlich auf Titel der ersten beiden Alben zurück (logisch, da ja nur diese in der Originalbesetzung eingespielt wurden), dennoch schlagen sich die wackeren Prog Rock Rentner mehr als beachtlich und mit "Ride easy" fand immerhin auch ein Non-Album Track (ursprünglich die B-Seite von "Heat of the moment") Berücksichtigung. Insgesamt entsteht nicht der Eindruck, dass man sich ausschließlich nur noch mal wegen der Kohle zusammenfand, denn das Material wird mit durchaus hörbarer Spielfreude und einer gewissen lockeren Abgeklärtheit des Alters dargeboten. Einzig die zum Teil veränderten Keyboardsounds treffen nicht immer ins Schwarze, eine etwas weniger klebrige und schmalzige Auswahl hätte hier sicherlich gut getan. Dafür hält sich die Band nicht unbedingt an 1:1 Reproduktionen der Studioversionen, wobei vor allem die letzte Zugabe "Heat of the moment" sehr viel Raum für ausgiebige Soloteile abbekommen hat. Neben dem Asia Material greift der Vierer zudem auf jeweils eine Coverversion der ursprünglichen Bands der Beteiligten zurück. "Roundabout" von Yes ist zwar schon leicht totgenudelt, wird aber solide interpretiert, "Fanfare for the common man" rockt dafür wesentlich mehr, da hier jeder solistisch glänzen darf. Gelungen auch das getragene "In the court of the crimson king", während "Video killed the radio star" von der gesamten Band eingespielt, ein neues, durchaus ansprechendes Arrangement abbekommen hat. Daneben dürfen natürlich auch Steve Howe und Carl Palmer mit kurzen Solospots ihr Können in den Vordergrund stellen. So hat "Fantasia" durchaus eine gewisse Berechtigung für die Fans der Band, da es sich immerhin um das erste offizielle Livealbum der Originalbesetzung handelt. Ob dieses Line-Up jedoch Bestand hat und man sich auch noch mal an neues Material wagt, wird die Zukunft zeigen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007