CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Frederic Maillet - Strategie lunaire
(50:09, Dreaming, 2007)

Auf dem französischen Musea-Ableger Dreaming, das auf elektronische Musik spezialisiert ist, erschien kürzlich das zweite Album des Keyboarders Frederic Maillet. Sowohl das Debüt Inlandsis als auch der Nachfolger werden in diversen Reviews in die Nähe von Schulze und Ash Ra gebracht. Schon der Eröffnungstitel scheint eine gewisse Intention des Künstlers in diese Richtung zu bestätigen, denn der Song heißt schlicht "BRD 1975". Völlig abwegig ist diese grobe Beschreibung zwar nicht, auch ich würde spontan auf ein Album aus den 70ern tippen. Allerdings höre ich hier weniger Berliner Schule raus als vielmehr seine zur damaligen Zeit aktiven Landsmänner Besombes, Rizet, Vrayance und Konsorten. Was mich an diesem Album stört, ist die geringe Variabilität in den Sounds. Oft herrscht eine Art düsterer Grundton vor, der mich auf Dauer etwas ermüdet, da Maillet hier nicht die Möglichkeiten nutzt, farbenfrohe Klanglandschaften als Kontrastpunkt zu integrieren. Vielmehr bleibt alles mehr oder weniger auf einem Level haften, so z.B. im Kernstück des Albums, dem 37-minütigen Titelsong. Dieser enthält einige melodiöse Parts, die mich manchmal auch ein wenig an frühe Michael Garrison Alben oder auch an seinen Landsmann Richard Vimal erinnern. Allerdings hat Maillet bei weitem nicht die Klasse eines Vimal. Man gewinnt bisweilen den Eindruck, dass es sich um eine spontane 50-Minuten-Session handelt, bei der der Musiker sich auf einen einzigen Synthesizer beschränkt und sich damit zufrieden gibt, die klanglichen Modulationen in höchst überschaubarem Rahmen zu halten. Ein paar nette Ansätze sind sicherlich vorhanden, aber dann verliert er sich doch zunehmend in seinem kleinen gleichförmigen Klangkosmos, so dass letztendlich bei mir eher ein Eindruck von Eintönigkeit und Billigproduktion hängen bleibt.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2007