CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Magic Pie - Circus of life
(64:10, Progress Records, 2007)
Der kleine Bruder der Flower Kings ist zurück! Klar wird man Magic Pie nicht gerecht, wenn man sie recht plakativ nur mit den Blumenkönigen verbindet, doch auf ihrem überaus ansprechenden und sehr gelungenen 2005er Debüt "Motions of desire" gab es eben jede Menge Elemente, die einen auf diesen Vergleich kommen ließen. Inzwischen sind zwei Jahre ins Land gezogen, die Band ist besetzungsmäßig konstant geblieben, hatte aber aufgrund dessen auch genügend Zeit, noch mehr am eigenen Profil zu feilen. Die Vorliebe für ausschweifende Arrangements ist geblieben, denn mit dem fünfteiligen, 42-minütigen Titelsong - wobei "Part 4 - Trick of the mind" gleich mit knapp 22 Minuten zu Buche schlägt - wird "Circus of life" sehr ausschweifend, sowie inhaltlich vielschichtig in bester Retro Prog Manier eröffnet. Der Melodienanteil ist hoch gehalten, genauso bekommt man aber auch schwungvolle Instrumentalparts mit jeder Menge Hammond, Synthies und flirrenden Gitarrenlinien um die Ohren geblasen. War das Debüt oftmals von jammigem, sehr flüssigen Zusammenspiel geprägt, so wirkt "Circus of life" eine Spur ernster und mehr Richtung präzises Zusammenspiel ausgerichtet. Doch geht es bei Magic Pie eben glücklicherweise nicht nur um die Reproduktion von 70s Sounds und Atmosphäre, sondern bisweilen kann die Band aus der Nähe von Oslo einfach locker vom Hocker (3 Euro ins Phrasenschwein) und sehr befreit losrocken. Ihr feines Händchen für mehrstimmige Vokalharmonien ist ebenfalls geblieben, womit "Circus of life" zwar einerseits eine Fortsetzung, aber ebenso eine Weiterentwicklung von "Motions of desire" darstellt. Denn statt gesanglich immer nur zusammen zu brillieren, ist der Leadgesang sehr ausgeglichen auf drei Köpfe verteilt. Und gerade die stimmlichen Unterschiede (Rockröhre neben säuselnder Samtstimme) sorgen für eine wohltuende Abwechslung. Neben melodietrunkener Glückseligkeit, die die Songs sehr prägnant durchzieht und somit angenehm die Hörnerven streichelt, wird sich aber ebenso gerne dem druckvollen, mitunter leicht Hard / Blues Rock-lastigen Instrumentalspiel gewidmet, darf auch mal floydig die Gitarre dem Mond entgegenheulen. Was "Circus of life" weiterhin zu einem Gewinneralbum macht, ist die Tatsache, dass man der Band tatsächlich ihre Spielfreude abnimmt, hier eben nicht ein klinisches Hochglanzprodukt mit dem möglichst großen gemeinsamen Prog-Nenner abgeliefert wurde. Eingängig, progressiv, einfach gut - Magic Pie sind auf dem besten Weg, sich langfristig zu etablieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007