CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Litmus - Planetfall
(76:26, Rise Above, 2007)
Erst gerade flogen noch Hidria Spacefolk und Korai Öröm vorbei, jetzt kommt aus dem Ursprungsland des Space Rocks noch ein weiterer Trip hinterher. Bei dieser Band ist schon nach wenigen Sekunden eindeutig klar, woher hier der Wind weht: Litmus setzen eindeutig auf die brachiale Kraft der Früh-70er Phase von Hawkwind. Die Gitarren röhren unnachgiebig, mitunter recht nahe am Hard Rock, der Gesang hat mächtig viel Hall, die Rhythmusmaschinerie tickert unaufhörlich voran und dazu blubbert es nicht nur wunderbar aus dem Elektrokasten, sondern das altgediente Mellotron sorgt zudem für den rechten Anhörspaß. Dass die Texte komplett als unleserliche Hieroglyphen verschlüsselt sind, fällt relativ wenig ins Gewicht, denn die hypnotische, psychedelische Kraft der Musik saugt einen geradezu auf, sofern man natürlich ein Faible für diese Art von Musik hat. Endlos fiept und piepst es durch die Kanäle, die inhaltlichen Entwicklungen sind nur minimal, dennoch entsteht eine herrlich bedröhnte, von einigen Soundcollagen durchzogene Atmosphäre, die vor allem durch die Mellotronkaskaden bestens ergänzt wird. Dazwischen schleichen sich immer wieder einige schleppende Gitarrenriffs ein, die aber bereits nach kürzester Zeit unter Dampf gesetzt werden. Dass die Qualität dieser Band selbst an ihren Vorbildern nicht vorbeiging, belegt die Tatsache, dass Litmus schon mehrfach für das Hawkfest eingeladen wurden. Einziger Kritikpunkt ist die teilweise etwas zu eindimensionale Spielweise, die auf über 76 Minuten doch eine Prise mehr Veränderungen vertragen könnte. Denn einmal auf Fahrt gebracht, gibt es fast kein zurück, sondern immer nur Vollspeed nach vorne und so etwas wirkt eben auf Dauer auch leicht ermüdend. Immerhin sorgen einige sphärische Zwischenparts oder das 17-minütige "Expanding universe" für etwas Tempodrosselung. Sicherlich ist Space Rock nicht gerade ein Stil, der viele Variationen zulässt, dennoch überziehen Litmus mitunter etwas den Steuerknüppel ihres ungebremst durch die Galaxien rasenden Raumschiffs. Diesen kleinen Makel jedoch mal bei Seite gelassen, ist "Planetfall" für alle Spacefreaks ein herrlicher und absolut in sich schlüssiger Trip, der das Universum wie im Fluge vorbeiziehen lässt und dem Hawkwind begeistert hinterher winken.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007