CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
It Bites - When the lights go down
(66:59, It Bites Music, 2007)
"Lass sie mal machen!" Dies antwortete ex-It Bites Frontmann Francis Dunnery mir letztes Jahr auf die Frage, was er denn von der Reunion von It Bites ohne ihn halte. Ein Hauptgrund, ohne Francis Dunnery weiterzumachen, ist sicherlich darin begründet, dass dieser inzwischen in den U.S.A. sesshaft wurde und somit nur eingeschränkt zu Proben und Auftritten mit seinen immer noch in England lebenden Kollegen zur Verfügung stand. Doch wie das Leben so spielt: da sowohl John Beck, als auch Bob Dalton bei der Band Kino spielten, fragte man eben einfach Kino Sänger / Gitarrist John Mitchell (übrigens ein ausgewiesener It Bites Fan), ob dieser nicht Lust hätte, bei einer Reunion von It Bites mitzuwirken. Er hatte und zusammen mit Dick Nolan sind somit 3/4 der ehemaligen Band wieder zusammen, eben nur mit einem neuen Frontmann. Und so ging man letzten Dezember, nach 15-jähriger Pause, ziemlich nervös und ungewiss, was einen nun erwarten würde, auf kleine England Tour und spielte sich dann doch mit überraschender Spielfreude in die Herzen der Fans. "When the lights go down" dokumentiert mit 10 Songs die Kurztour des letzten Jahres, der in Zukunft natürlich noch weitere Auftritte und ebenfalls neues Material folgen soll. Die Band greift dabei zum Großteil auf die Bandfavoriten wie. "Still too young to remember", "Kiss like Judas" oder "Calling all the heroes" zurück, gräbt aber auch mit "Plastic dreamer", sowie dem knapp 10-minütigen "Old man and the angel" einige unbekanntere Perlen der eigenen Diskografie aus. Der "Gute-Laune" Rock mit dem lockeren Progfaktor, sowie mehrstimmigen Gesangsharmonien funktioniert immer noch prächtig und man hört der Band keineswegs an, dass sie eine recht lange Schaffenspause einlegte. Tja, und wie schaut und hört es sich nun mit John Mitchell an? Gar nicht mal so übel, auch wenn dieser natürlich Francis Dunnery nicht ersetzten kann. So versucht Mitchell erst gar nicht, die Gesangslinien und die unnachahmliche Intonation seines Vorgängers vollständig zu kopieren, wie er ebenso manche Gitarrenlinie ebenfalls anders spielt, ohne sich jedoch komplett vom Original zu entfernen. Mit dem sehr nach Kino klingenden "Playground" bekommt man zudem einen neuen Titel präsentiert, der jedoch nicht mehr ganz die Magie des 80er Jahre Materials hat. Trotz einiger Vorbehalte, wie diese Reunion wohl funktionieren würde, kann das Experiment mit dem 3/4 Original Line Up als durchaus geglückt bezeichnet werden. Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich It Bites zukünftig schlagen werden oder ob die Band (hoffentlich) nicht nur zu einem musikalischen Ableger von Kino verkommt. In diesem Sinne: "Lass sie mal machen!".
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007