CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Invisigoth - Alcoholocaust
(51:59, ProgRock Records, 2007)

Die Sache mit der unfreiwilligen Komik. Wenn die Stimmbänder so richtig schön schmettern, der metallische Pathos aus den Boxen quillt, die ergänzenden, pseudo-intellektuellen Kommentare der Plattenfirma nur für ein Kopfschütteln sorgen, tja, dann ist es wieder so weit. Denn spätestens, wenn diese CD das Rotieren beginnt, kann man sich ein befreiendes Lachen aufgrund der übertriebenen musikalischen "Gefährlichkeit" nicht verkneifen. Bei Invisigoth gibt's nicht nur bedeutungsschwangere, mystische Namen (Cage und Viggo Domino, Herr der Ringe ich hör dir trapsen!), sondern Gurgelgesang, eine gehörige Portion Industrialsounds und abgehackte Rhythmen sorgen für die besonders aparte stilistische Note. Doch da schau her, wenn man sich an den opernhaften Gesangseinschlag und den metallischen Klangbombast gewöhnt hat und ebenfalls einen leichten AOR Einschlag verkraften kann, dann erspielt sich dieses Album auf Dauer erstaunlicherweise doch noch ein eigenes Profil. Denn abgesehen von der übertriebenen Betonung auf bedeutungsschwanger, die einem hier fast ständig entgegenhallt, sorgen vor allem die leichte World Music Note, wie auch die durchaus griffigen und opulent gestalteten Arrangements für einen gewissen Spaßfaktor. So wird aus dem ersten Überraschungsauslachen doch langsam ein keinesfalls abwertendes Grinsen. Dieses erstarrt jedoch ganz flott, wenn auf einmal das Led Zeppelin-Cover "No quarter" fast komplett den Bach runtergeht. Übertreibungen sind mitunter gut, Invisigoth müssen jedoch einfach noch die richtige Balance finden.

Kristian Selm



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