CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Discordia - Utopia perfection
(43:55, Privatpressung, 2007)

Wenn eine Band auf mehrstimmigen Gesang setzt, dazu die Welt noch teilweise durch die progressive Brille anschaut, dann ist der Name Gentle Giant als Vergleich nicht weit weg. Natürlich funktionieren Discordia etwas anders und sind keineswegs auf Schmusekurs mit dem sanften Riesen, auch wenn sich der letzte Titel des Albums etwas vielsagend "Giant dwarf" nennt. Dennoch bekommt man hier einige interessante Gesangsharmonien geboten, die zwischen den weiblichen und männlichen Stimmen aufgeteilt sind und somit eine ganz eigenständige Färbung erzeugen. Daneben greift die finnische Band ebenfalls auf nicht bei jeder Band vertretenes Rockinstrumentarium, wie Klarinette, Violine, Tin Whistle oder Santur (indisches Saiteninstrument) zurück. Spielerisch gibt man sich dabei jedoch keineswegs zu komplex oder instrumental zu ausufernd, auch wenn die Band auf ein recht breites inhaltliches Spektrum zurückgreift. Die Grundrichtung, vor allem im ersten Teil des Albums, liegt vermehrt im Progressive Rock verwurzelt, es finden sich aber ebenso jede Menge folkig-rockige, wie auch leichte klassische Einflüsse wieder, wie man gerne auch mal im Stil "schunkelnde Bierzeltatmosphäre" losrockt. Und gerade dadurch verliert diese Scheibe im zweiten Teil ihren anfänglichen Schwung und Variationsreichtum, da immer mehr "einfachere" Strukturen und Ideen die Musik durchdringen. Dummerweise ist nicht nur dadurch die Qualität der Songs etwas schwankend, so dass ausgeklügelte Kleinodien neben straighten Rockern stehen. Dennoch sollte man durchaus aus mal ein Ohr für diese zum Teil doch recht ungewöhnliche und interessante Mixtur riskieren, wozu man auf den beiden Internetseiten myspace.com (http://www.myspace.com/discordiafin) bzw. bei CD Baby die Möglichkeit hat.

Kristian Selm



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