CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Apple Pie - Crossroads
(77:01, Mals / Musea, 2007)

Das Zeitalter der Globalisierung und die politische Öffnung des Ostens Europas trragen auch in der progressiv-musikalischen Rockszene immer mehr Früchte. Nachdem in der letzten Zeit aus Russland schon ansprechende Werke von Bands wie Lost World, Little Tragedies und vor allem von The Gourishankar erschienen sind, serviert uns mal wieder das französische Label Musea mit Apple Pie eine erfreuliche Überraschung (verwechselt übrigens den Bandnamen bitte nicht mit den Norwegern von Magic Pie, wie es mir schon oft passiert ist!!). Die im Jahre 2000 in der Stadt Kursk (Nahe der Ukraine - ca. 500 km südlich von Moskau) gegründete Band besteht aus vier Musikern, die mit dem singenden Gitarristen Vartan Mkhitaryan ihren kompositorischen Kopf haben. Die Einflüsse auf ihrer ersten CD "Crossroads" liegen eindeutig auf dem amerikanisch-schwedischen Progsektor. Für mich ist die Musik vergleichbar mit einer Mischung aus Spock's Beard zu Zeiten von Neal Morse mit den Flower Kings, wobei ein Schuss Dream Theater durch die phasenweise härteren Töne ebenfalls vorhanden ist. Klänge, die sich an die kulturellen Wurzeln der Musiker anlehnen sind hier nicht zu vernehmen, was auch durch den allerdings ausgezeichneten, englischsprachigen Gesang unterbunden wird. Auch bei der Stimme ist eine Ähnlichkeit zu Neal Morse nicht zu überhören. Insgesamt wird die Musik der Russen kraftvoll und virtuos vorgetragen, wobei auch einige schön-sanfte Melodiebögen gesponnen werden. Gerade das Stück "Still got my faith in you" ist ein klassisch-schöner Schmachtfetzen mit peppig arrangiertem (weiblichen) Backgroundgesang. Auch das fast vierminütige "Nothing" schlägt mit einem wunderbaren Saxophonspiel in diese Kerbe. Ansonsten wird aber in den überwiegend zwischen 7 und 12 Minuten langen Songs mit exzellenter Gitarrenarbeit, kraftvollen Keyboards und einer groovigen Rhythmussektion bestens "geprogrockt". Diese Scheibe macht Spaß!

Wolfram Ehrhardt



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