CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Canvas Solaris - Cortical tectonics
(45:58, Sensory, 2007)

Neben dem Prog Metal hat sich in den letzten Jahren eine wesentlich komplexere und experimentellere Spielart des Metals entwickelt. So herzhaft das rein instrumentale Trio Canvas Solaris agiert, lässt dies eindeutig auf metallische Wurzeln schließen. Doch wer derart mathematisch durchstrukturiert und inhaltlich komplex wie auf dem mittlerweile dritten Output der Amerikaner vorgeht, der muss schon einiges spielerisch auf dem Kasten haben. Hier werden nur wenig Zugeständnisse an die Belastbarkeit des Zuhörers gemacht, denn ganz dem eigenen Ego folgend, gibt's hier Brüche, Taktwechsel und technische Kabinettstückchen zu Hauf, die eben nur selten zum Headbangen einladen. "Cortical tectonics" ist definitiv keine leichte Kost und auch kein Album, das man eben so mal im Vorbeiflug nebenher anhört. Hier ist volle Konzentration gefordert, sowohl bei den Musikern, als auch beim Zuhörer. Da sich die Band glücklicherweise auf eine Spielzeit von 45 Minuten beschränkt, kann man dieses Album durchaus am Stück anhören. Eine dennoch nicht leicht verdauliche Angelegenheit, jedoch keineswegs zu erschlagend, wie dies bereits andere Genre Konsorten vorgemacht haben. Canvas Solaris sind nämlich glücklicherweise keine reinen Technikfreaks, womit sie sich einige Zugänglichkeitspluspunkte erspielen. Im Takt- und Rhythmusgewitter schleichen sich einige stimmungsvolle, subtile, ja fast schon melodische Momente ein, die vom crimsonesken Gedankengut beflügelt, einige Schnelligkeits- und Komplexitäts-Stufen zurückschalten. Gerade dadurch gewinnen die sechs Titel auf der aktuellen CD, da man hier eben nicht nur mit dem gnadenlosen Dampfhammer arbeitet. "Cortical tectonics" reiht sich nahtlos in die qualitativ anspruchsvollen Veröffentlichungen von Canvas Solaris und andere Math Metal Veröffentlichungen von Sensory ein. Wem der Prog Metal langsam zu langweilig wird, aber dennoch nicht auf eine gute Portion Härte und Komplexität verzichten möchte, sollte sich ruhig mal an diese metallische Legierung heranwagen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2007