CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Black Bonzo - Sound of the apocalypse
(54:00, The Laser's Edge, 2007)
Wohl dem, der über die richtigen Informanten verfügt. Wenn man bereits vor dem eigenen Anhören von den verschiedensten Stellen auf ein ansprechendes Album hingewiesen wird, dann ist natürlich die Erwartungshaltung dementsprechend geschürt. Weiß man weiterhin, dass die empfohlene Band aus Schweden kommt und ihr Album beim für Qualität sprechenden US-Label The Laser's Edge erscheint, dann kann eigentlich nicht mehr sehr viel schief gehen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Black Bonzo rechtfertigen über weite Strecken die in sie gesetzten Vorschußlorbeeren und ihr Ende September in unseren Breiten erscheinendes Album "Sound of the apocalypse" sollte bei allen Liebhabern des 70s Hard Rock / Progressive Rock Sounds für ein Aufhorchen sorgen. Bereits 2003 gegründet, haben sich Black Bonzo von Anfang an eindeutig an der nostalgischen 70s Vergangenheit orientiert. Doch auch wenn tastentechnisch Mellotron, Hammond und analoge Synthies aufgefahren werden, die Gitarre einige prägnante Soli intoniert, durch die Komposition der wache Geist der Ursprünge der härteren Rockmusik weht, so wird hier keineswegs nur schablonenhaft in den Setzkasten der Retro Ideen gegriffen und etwas anscheinend Neues zusammengebaut. Der Fünfer aus Skandinavien bewahrte sich glücklicherweise seine Eigenständigkeit, denn trotz bekannter Zutaten werden diese verhältnismäßig frisch und neu aufbereitet. Inhaltlich überwiegen zwar die Hard Rock Anleihen, jedoch fügen Black Bonzo genau jene progressive Beinote hinzu, die man ebenfalls bei anderen 70er Jahre Vertretern, wie z.B. Deep Purple oder Uriah Heep zu hören bekam. Hier haben nicht Riffs, sondern stimmungsvolle Zwischentöne, das dynamische Spiel aus Melodie, gelegentliche interessant gestaltete mehrstimmige Vokalharmonien (die mitunter entfernt an Queen erinnern) und wohldosierte instrumentale Virtuosität das Sagen. Am Ende der musikalischen Palette steht der überaus abwechslungsreiche und sinfonisch-bombastische Titelsong, der auf knapp 13 Minuten genügend Futter für die Proggies bietet. Im Gegensatz zum Albumnamen bekommt man hier keineswegs einen apokalyptischen Sound zu hören, der eigentlich Chaos und ungezügelte Unordnung erwarten lässt, sondern der bodenständige, hymnische Rock erweist sich als überaus zugänglich, aber keineswegs zu durchsichtig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007