CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Winds - Prominence and demise
(55:19, The End Records, 2007)

In Skandinavien ist nicht nur erfolgreich die Retro Prog Welle am Laufen, gerade im düsteren Metalbereich gehört Norwegen seit vielen Jahren zu den prägenden Vorreitern. Wenn man nun Metal mit etwas Prog mischt, dazu noch Musiker von Arcturus, Dimmu Borgir und Age Of Silence in einer Band vereint, sich Unterstützung von u.a. Dan Swanö (Edge Of Sanity) und dem Philharmonischen Orchester aus Oslo holt, dann stehen die Vorzeichen für ein interessantes, grenzübergreifendes Album gar nicht mal so schlecht. Glücklicherweise erliegt die Band nicht der Versuchung, mit den entsprechenden Pfründen zu wuchern und einfach zu viel in dieses Album hineinzustecken, wie dies schon leider viel zu oft bei vermeintlichen All-Star Projekten mit orchestraler Unterstützung passierte. Obwohl drei Jahre Arbeit in dieses Projekt gesteckt wurden, regiert nicht der ständige Überfluss, sondern eine wohl durchdachte, wenn auch sehr powervolle Dosierung tariert die Stilistik richtig aus. So ist weder der Härtegrad zu extrem, auch wenn die Double-Bass-Drum selten Sendepause hat, wie daneben etwas Gegrunze und harte Riffs für mächtig Dampf sorgen. Doch vor allem durch den vermehrten Einsatz von Klavier, akustischen Parts und sachte eingesetzten Orchesterparts bekommt die ganze Sache einen edlen Anstrich mit wesentlich mehr Dynamikwechseln verpasst. Grundsätzlich vertrauen Winds zwar mehr auf die hymnische, klassisch angehauchte Heavyschiene, auch wenn die meist melancholischen Songs nicht gerade über traditionelle Arrangements verfügen und hier und da sicherlich progressive Einflüsse zu erkennen sind. Dennoch ist "Prominence and demise" weit davon entfernt, nach simpler 08/15 Heavy Mucke zu klingen, sondern das sachte Herantasten an andere Stile verleiht der harten Gangart deutlich mehr Eleganz und Tiefgang.

Kristian Selm



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