CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

Spaced Out - Live at the Crescendo Festival
(75:10, Unicorn Digital, 2007)

Ein lauschiger Sommerabend am Meer, dazu ein kostenloses Open Air Festival, jetzt fehlt für die romantische Urlaubsstimmung nur noch die passende musikalische Untermalung. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Leuten bei der Musik von Spaced Out auf dem Crescendo Open Air Festival nach wenigen Takten die Kinnlade heruntergefallen ist, denn die Kanadier brennen von Anfang an ein druckvolles und überaus komplexes Jazz Rock Feuerwerk mit deutlich härterer Gangart und sehr rohem, direkten Sound ab, dass es sich gewaschen hat. Hier wird keinerlei Rücksicht auf den Massengeschmack genommen, doch überraschenderweise schienen nicht alle Zuschauer von der instrumentalen Brachiallawine gänzlich überrollt worden zu sein, wie der durchaus begeisterte Applaus zwischen den Stücken dokumentiert. Wie ihre franco-kanadischen Kollegen von Hamadryad (Kritik weiter vorne im Heft) spielten Spaced Out letztes Jahr auf dem prestigeträchtigen Crescendo Festival in Saint-Palais-sur-Mer und boten vom klanglichen Erlebnis eine absolut beeindruckende, powervolle Performance. Nach vier Studioalben und diversen Liveauftritten (u.a. auf dem Nearfest in den U.S.A.) hat man mittlerweile die genau richtige Mixtur aus virtuosem und druckvollem Spiel gefunden, bei dem sich die beiden Saitenakrobaten der Band - Antoine Fafard am Bass und Mark Tremblay an der Gitarre - ein beeindruckendes Duell nach dem anderen liefern. Der ansonsten mehr im Jazz tätige Schlagzeuger Martin Maheux steuert das rhythmisch beeindruckende Fundament, sowie programmierte Passagen bei. Erstaunlicherweise greift die Band auf sehr viel Material von ihrem Debüt, sicherlich dem schwächsten Album in der Diskografie der Kanadier, sowie ihrem zweiten Album zurück. Doch mittlerweile wurde auch dieses Material erfolgreich aufgepeppt und leicht modifiziert, so dass es sich problemlos neben dem Material vom sehr guten letzten Output "Unstable matter" behaupten kann, während man das dritte Album "Slow gin" komplett ausspart. Und trotz keiner bis minimaler verbaler Interaktion mit den Zuschauern (es darf ab und zu mal ein schüchterndes "Merci" sein), funktioniert die instrumentale Vollbedienung im heftigen Frickelmodus perfekt. Eine DVD mit dem kompletten Gig (enthält fünf Titel mehr als die CD) ist ebenfalls angekündigt, so dass jeder Anhänger der gepflegten Instrumentalattacken selbst entscheiden darf, wie viel Spaced Out es denn nun sein darf.

Kristian Selm



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