CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Solar Project - Chromagnitude
(64:01, Musea, 2007)
Mein Gott, ist das eine wechselhafte Vorstellung der deutschen Band Solar Project. Dabei steht der Begriff "wechselhaft" nicht etwa für Stilvielfalt, sondern schlichtweg für die musikalische Leistungsfähigkeit der Band. Insgesamt klingt das Material wie eine Mischung aus Pink Floyd und Ayreon. In den oftmals langen Songs steckt einiges an abwechselnden Soundstrukturen, ausladenden Instrumentalteilen, psychedelisch-spacigen Einflüssen, allerlei Soundeffekten, aggressiver Hammond-, Moog-, Mellotron Prog, kleinere Saxofon-Kaskaden, harte und floydige Gitarrenlinien, sowie schlichte und eingängige Harmonien - was ja soweit auch äußerst unterhaltsam ist. Doch es glänzt hier noch lange nicht alles, denn diese Elemente werden viel zu brutal, krampfhaft und künstlich zusammengeführt. Was sehr leicht zum Bruch und zur Orientierungslosigkeit führt, oder ein anderes auffallendes Extrem, die Stücke tummeln zu lange im eigenen Saft umher. Was sehr schade ist, aber es gibt oftmalig nur diese beiden Möglichkeiten auf "Chromagnitude" zu erkennen. Nächste zerstörende Wirkung hat die tiefe und mit sehr wenig Tönen ausgestattete Stimme von Volker Janacek. Doch zum Glück, er hält sich mit seinem Sologesang sehr zurück und überlässt Sandra Baetzel den Haupt-Gesangsanteil, die gesangstechnisch ausgezeichnet disponiert ist. Ihre anschmiegsame Stimme schmeichelt sich angenehm unaufdringlich ins Gehör, klingt ein bisschen wie Tracy Hitchings (Landmarq). Singen wiederum beide im Duett, so passt das eigentlich ganz gut zusammen. Was mich dagegen wieder etwas abschreckt ist das spröde und schlecht abgemischte Schlagzeugspiel. Doch bei aller Kritik, es sind durchaus auch fruchtbare Sachen zu hören, besonders wenn sich die Songs in einen schnell sowie massiven Retroprog im Keith Emerson- artigem Sound hochstilisieren. Wie bereits der erste Blick auf die CD vermuten lies, geht es bei diesem Konzeptalbum um die Farbensymbolik mit tiefgründigem psychologischen Hintergrund.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2007