CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Jeff Simmons - Lucille has messed my mind up / Naked angels
(45:23 + 38:13, World In Sound, 1969)
Jeff Simmons war einst Bassist bei Zappa, hatte drei Europatouren und unzählige Konzerte in den USA mit den Mothers of Invention bestritten. Auf den Alben "Chunga's revenge" (1970), "Waka/Jawaka" (1971) und "Roxy & elsewhere" (1974) ist sein Bassspiel zu hören. Kennen gelernt haben Zappa und Simmons sich, als Simmons Psychedelic Band Easy Chair, die Zappa gefiel, 1968 in Seattle für die Mothers eröffneten. Zappa war von dem jungen Musiker beeindruckt und produzierte 1969 dessen erstes Soloalbum "Lucille has messed my mind up". In zwei Tracks, dem Titelsong und "Raye", spielt Zappa selbst Leadgitarre. Das etwa 33 Minuten kurze Album enthält 10 liedhafte Tracks, die erheblich harmloser als Zappas eigene Songs klingen, aber ein grandioses psychedelisches Flair haben. Die Einspielung ist technisch perfekt gelungen, das Klangbild ausgewogen, die Improvisationen der Gitarre und das sehr gute Bassspiel sind Gründe, die für die Songs sprechen. Aber auch die Kompositionen und die witzigen bis melancholischen Arrangements selbst sind angenehm, wenn auch nicht von außergewöhnlicher Qualität. Jeff Simmons selbst spielt Bass, Piano, Orgel, gar Akkordeon und singt. Ian Underwood übernahm die Saxophonparts. Das typische Hippieflair gewinnt in den abgedrehten elektrischen und leidenschaftlichen Songs von Track zu Track, neben "Lucille HMMMA" hat "Wonderful wino" Hitpotential, gerade letzter Song mit seinem starken Refrain und dem Summer-of-Love-Text kommt gut. Als Bonusstücke sind ein Blues und eine über 8-minütige zweiteilige "LHMMMA"-Version enthalten, in der ordentlich die instrumentale Post abgeht. Nach dem ersten Part, der einen guten Sound hat, folgt ein Live-Part, der im Klang wesentlich nachlässt, aber immer noch genügend Qualität sich, sich der Note (mit saftigem Gitarrensolo) zu widmen Auf CD 2 ist das im gleichen Jahr produzierte Album "Naked angels" enthalten, das als Soundtrack zum gleichnamigen Rocker- und Motorradfilm produziert wurde, der damals als Hit galt. Die kurzen instrumentalen Tracks sind schön harte Rocker, neben dem Titelthema, das mit fuzziger Gitarre und nervösem Bass auf vitalem Rhythmus wie ein Wettrennen auf der Autobahn klingt, gibt es lustige Songs mit Text zu hören, daneben einige nachdenkliche und hart rockende Themen, viel hippieskes Songmaterial, das als wilder Rock damals die Diskotheken zum Kochen brachte. Ein paar Wildwestthemen (Piano), ein Hauch Country, psychedelische Stimmung, Liedhaftes, stampfender Boogie und schneidende Gitarrensounds auf perfekter Rhythmusbasis, hier und da ein paar Tropfen Jazz - noch heute wirkt der überzeugende Soundtrack dynamisch und vital. Leise und nachdenklich klingt das Album aus und es ist geradezu zu sehen, wie der Text die Leinwand abläuft, während Simmons zum letzten Mal seine Stimme erhebt. "Naked angels" ist ebenso kurz wie das erste Album, bietet keine Bonustracks; gut, dass beide Alben auf dieser 2CD zusammengetan wurden. So sind Jeff Simmons frühe Alben, mit dem umfangreichen Booklet, in dem es viele Bilder und Texte aus damaliger und heutiger Zeit zu lesen gibt, remastert und würdig wieder veröffentlich worden.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2007