CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
Robert Schroeder - Sphereware
(76:31, Spheric Music, 2007)
Robert Schroeder bietet auf seinem neuen Album (bereits sein sechzehntes!) genau das, was dem vorher besprochenen Frederic Maillet komplett fehlt: eine beeindruckende Vielfalt an Sounds und Stimmungen. Nun ist der Vergleich vermutlich unfair, da dem Aachener Musiker möglicherweise ein ganz anderes Equipment zur Verfügung steht. Aber es bleibt halt beim direkten Vergleich dieser beiden grob im gleichen Genre angesiedelten CDs dieser krasse Qualitätsunterschied. Noch das recht gitarrendominierte Vorgängerwerk im Ohr, war ich nach dem ersten Durchlauf doch etwas überrascht, denn Gitarren hatte ich kaum wahrgenommen, stattdessen konzentriert sich Schroeder hier - wie es der Titel schon andeutet - auf ausgesprochen sphärische Klangprodukte. Mit "Access to dream" geht er das Album zunächst recht gemächlich an, hier bleibt bei mir noch nicht viel hängen. Es folgt der längste Titel des Albums, nämlich "A quarter of an hour", der - man ahnt es schon - genau 15 Minuten lang ist. Hier zeigt sich, dass Schroeder die Gitarre doch nicht (wie mein erster Eindruck war) komplett an den Nagel gehängt hat, denn hier hat die bisweilen etwas an Ash Ra erinnernde Saitenbearbeitung doch deutliches Gewicht. Meine persönlichen Favoriten sind das energiegeladene "Solar panels", das auf spannende Weise Tempo und Melodik miteinander verknüpft, und das eher relaxte "Flying saucers" mit markantem Bass und perfekt inszenierten Mellotron-Chören. Egal, ob temporeich mit modernen Beats oder romantisch-verträumt mit perlenden Synthesizern, analog oder digital, Schroeder setzt alle Varianten gekonnt ins rechte Licht. Ganz hervorragend z.B. auch, wie er - nicht nur im erwähnten "Flying saucers" - wunderbare Mellotron-Chöre in seine sphärische Musik integriert! Während er auf seinem Vorgängeralbum "Brainchips" die Songs eher kurz und knapp auf den Punkt gebracht hatte, sind die Titel auf dem neuen Album weitläufiger, ihnen wird wesentlich mehr Zeit eingeräumt, die entsprechenden Stimmungen und Atmosphären aufzubauen. Was ja auch bei dem deutlichen Fokus auf sphärische Klänge Sinn macht. Fazit: dem Aachener ist mal wieder ein hervorragendes, stimmiges, farbenfrohes Album gelungen, das zeigt, dass er durchaus mehr zu bieten hat, als einfach nur bereits bekannte Trademarks immer wieder lediglich zu wiederholen.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2007