CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Supay - Confusión
(41:33, Mylodon Records, 2006)
Mit dieser CD begeben wir uns auf eine musikalische Reise in ein südamerikanisches Land, das uns bisher wenig progressive Rockmusik geliefert hat (Flor De Lato, Frágil, Laghonia, La Ira De Dios). Supay (der Gott der Unterwelt in der Mythologie der Inkas) kommen aus Peru und sie verbergen in ihren sieben Kompositionen auch nicht ihre kulturellen Wurzeln. Denn um die Musiker an Gitarre (Luis Proano), Keyboards (Gustavo Valverde), Bass (Renzo Dauser) und Schlagzeug (Neto Perez) gibt es noch zwei weitere Bandmitglieder vorzustellen (Williams León und Alex Valenzuela), die ihre Fähigkeiten auf den unterschiedlichsten Holzblasinstrumenten aus den Anden zelebrieren dürfen. Hierzu gehören u.a. solch exotische Instrumente wie Quena (Andenflöte), Zampona (Panflöte), Tarca, Maltas oder Bastos. Durch diese Merkmale ist die Musik auf "Confusión" für unsere progressive Musikszene definitiv nicht alltäglich, da der Mix aus heimatlichen Flötenklängen mit feinst inszenierten rocksinfonischen Tönen mir in dieser Art noch nicht zu Gehör gekommen ist. Es wird auf dieser CD komplett auf Gesang verzichtet, was mir aber in keiner Sekunde des Hörerlebnisses als Mangel erscheint. Dies liegt wohl an dem äußerst abwechslungsreichen Klangbild der Kompositionen, die durch gekonnte Instrumentenbehandlung gekennzeichnet sind und durch folkorientierte Sequenzen, jazzige Passagen und rockenden Phasen bereichert werden. Die Soloausflüge der Instrumente werden auch in einer angenehmen Abwechslung zwischen den Flöten, der Gitarre und den Keyboards dargeboten, wobei die Flöten einen leichten Führungsanspruch behaupten. Schlagzeuger und Bassist sorgen für ein solides und gekonntes Rhythmusfundament, so dass in der Mischung aus eingängigen Melodien und komplexeren Tonfolgen ein ausgewogenes Klangbild entsteht. Die Songs zwischen 3 ½ Minuten und 9 Minuten Länge lassen in einigen Melodiebögen auch schon mal entfernte Erinnerungen an Jethro Tull oder Camel aufkommen. Insgesamt ist "Confusión" aber ein absolut eigenständiges Werk, das bei mir Appetit auf hoffentlich weitere erscheinende Supay-Musik entstehen lässt.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2007