CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Nik Turner's Sphynx - Xitintoday
(77:19, Eclectic Discs, 1978)

Kurz nachdem Nik Turner 1976 Hawkwind verlassen hatte, begab er sich auf einen Trip nach Ägypten. Bereits seit einiger Zeit beeinflusst von der Ägyptologie, wurde er nach seiner Ankunft sofort von den großen Pyramiden in Gizeh in den Bann gezogen. Inspiriert durch die Umgebung kletterte er auf die Spitze der Cheops-Pyramide, um dort, aber später auch innerhalb der Pyramide Flöte zu spielen - mit erstaunlichen klanglichen Resultaten. Völlig begeistert entschied er sich, sein spontanes Spiel über mehrere Mikrofone in der Königskammer aufzunehmen. Basierend auf dieser Grundlage ging er nach seiner Rückkehr in der englischen Heimat ins Studio und holte sich eine illustre Schar an Gastmusikern (u.a. Mike Howlett, Steve Hillage, Tim Blake) hinzu. 1978 erschien schließlich das daraus resultierende Album "Xitintoday" unter dem Bandnamen Nik Turner's Sphynx, einem Projekt, das kurzzeitig ebenfalls als Liveband existierte. Zum ersten Mal ist nun dieses Album auf CD erhältlich, ergänzt um einen rund 30-minütigen Bonustrack. Die neun Titel des Originalalbums "Xitintoday" basieren auf einer frei erzählten Geschichte über die ägyptischen Gottheiten, wobei die Texte zum Großteil komplett gesprochen, zum Teil aber auch klanglich verfremdet sind. Untermalt werden die Worte hauptsächlich von den komplett improvisierten Flötentönen aus der Pyramide und sphärischen, fließenden Klängen, sowie exotischer Percussion. Nik Turner hat sich dabei komplett von den treibenden Rhythmen und Blubberkeyboards seiner Hawkwind Vergangenheit gelöst, vielmehr erinnert der ätherische, leicht versponnene World Music / Space Rock an die "Radio-Gnome" Phase von Gong. Diese Verbindung kommt sicherlich nicht von ungefähr, denn immerhin haben sich ja auch einige Gong Musiker an diesem Album beteiligt. "Xitintoday" wirkt im wahrsten Sinne des Wortes abgespact und irgendwie "nicht-von-dieser-Welt". Dennoch erzeugt dieses Album eine ganz eigene Stimmung, was vor allem an den ständig präsenten, leicht verhallten Flötenklängen liegt. Leider sind die Titel hauptsächlich eher ruhig, wenn auch eindringlich gehalten, einige rhythmische Ausschmückungen mit Schlagzeug (sowie bei "Isis and Nephtyhs" oder "Osiris") hätten hier sicherlich für mehr Abwechslung gesorgt. Andererseits ist es gerade die meditative Atmosphäre, die der Musik ihren Reiz verleiht und die das Album bei einigen Kritikern zu einem Meisterwerk des Space Rocks aufsteigen lässt.

Kristian Selm



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