CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Shinsekai - Shinsekai
(37:21, Poseidon, 2005)

Der ferne Osten bleibt für uns Westeuropäer einfach manches Mal ein unerklärbares Mysterium. Wie lässt es sich wohl sonst erklären, dass eine japanische Band ihr Debüt in einer überdimensionierten CD Hülle präsentiert, diese CD es gerade einmal auf schlappe 37 Minuten bringt und zudem deren Homepage ausschaut, als sein man auf einer Seite für die beliebten Manga Comics gelandet? Zudem machen die ganzen landestypischen Krickel-Krackel Buchstaben die Sache für Nicht-Japaner nicht gerade einfach. Und dann auch noch der Name: Shinsekai ist ein recht verruchter und selbst für japanische Verhältnisse gefährlicher Stadtteil von Osaka. Immerhin ist das Lesen der beteiligten Musiker und der verwendeten Instrumente um einiges einfacher. Die geballte Keyboardladung aus Mellotron, Mini Moog und Synthesizer erweckt gewisse Hoffnungen, die dann beim Anhören eben doch nur zum Teil erfüllt werden. Denn wider Erwarten bekommt man eben nicht nur das volle Retrobrett Marke Made in Nippon, sondern ganz landestypisch geht es etwas eigenartiger zur Sache. Zuerst fällt einem das als Vergleich der karmesinrote König ein, nur mit einer gewissen Punk Attitüde und noch mehr Minimalistik versehen. Die Verbindung zu King Crimson kommt übrigens nicht von ungefähr, gibt es auf der eigenen Homepage auch einen Live Download von "21st century schizoid man". Doch das rein instrumental agierende Quintett will sich eben nicht nur ganz auf die Vergangenheit verlassen, denn rotzig frecher Alternative Rock Einschlag machen die Sache dann doch wieder nicht ganz so vorausschaubar, dafür aber wesentlich direkter. So schwanken die acht Songs auf diesem Album zwischen 70s Retro Sound mit lyrischen Momenten und moderner Rockattitüde. Letztendlich können aber alle Songs, trotz einiger fulminanter Ideen, noch nicht vollständig mitreißen. Aber da geht sicher noch was!

Kristian Selm



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