CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Seismic Cry - Reverence
(51:24, Privatpressung, 2007)

Schon interessant und eigenartig, was sich mancherorts im heimischen Kämmerlein für Musik ausgedacht wird. Seismic Cry ist ein kanadisches Quartett in der recht konventionellen Besetzung Gitarre - Bass - Schlagzeug - Gesang. Musikalisch ist die Herangehensweise dann eben bisweilen doch nicht so ganz konventionell, auch wenn man sich als konzeptionelles Thema des Albums das Leben während des Goldrausches aussuchte. Nach dem kurzen, sehr folkig gestimmten Opener "The clarion call of June", bei dem der angenehme Gesang von Frontfrau Mico nur von akustischer Gitarre begleitet wird, folgt mit dem über 10-minütigen "The human serpent" ein Mix, der die verschiedensten Spielarten und Einflüsse vereint. Düster und schleppend kriecht der Song mit viel atmosphärischem Tiefgang vor sich hin. Das erinnert mal an experimentellen Gothic / Alternative Rock, greift aber stellenweise auch die langsame Monotonie des Post Rock auf. Auch der Rest des Album macht Schubladendenken unmöglich, denn mal geht es geradlinig und sehr songdienlich in schrammelnder Weise zur Sache, dann fließen wieder langsame, sehr verträumte oder bedrohliche Klänge mit nur geflüsterten Worten durch den Äther. Ob man für das musikalische Endresultat den Begriff "Progressive Rock" auf den Banner schreiben kann, wie dies andere Kritik taten, sei mal dahingestellt. Eigenständig, melancholisch und sehr stimmungsvoll ist die Musik von Seismic Cry auf jeden Fall.

Kristian Selm



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