CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Saturnia - Muzak
(44:18, Elektrohasch, 2007)
Sieht zwar ein wenig einsam aus, ist aber doch ein anregendes Cover, oder?! Aber klappt die Hülle auf und nehmt die CD raus. Dann ist der positive Effekt futsch. Ein voller Aschenbecher präsentiert sich da, und selbst Raucher erfreuen sich nicht dieses Anblickes, oder?! Könnte man Psychedelic Slowmotion Flowmotion nennen, den Sound des portugiesischen Trios. Weit aufgefächerte Sounds, minimalistisch wabernde Space Kaskaden und lyrisch versponnene Psychedelic Harmonien schweben aus den Boxen. Das riecht nicht nach bösen Drogen, eher nach Teenie-Popcorn-Kino, hat aber tiefe Wurzeln in der psychedelischen Rockmusik. Saturnia haben die Beatles wie Gong tief inhaliert und geben sich mit Genuss und verspielten Sounds ihren kosmischen Klängen ganz hin, tun das aber mit etwas viel poppiger Zeitgeist-Attitüde. "Muzak" ist bereits die 4. Produktion der Band. Auf das selbst betitelte Debüt (1999) folgte 2001 "The glitter odd", das Jahr 2003 spülte "Hydrophonic gardening" ins Musikland. Die popverspielte jüngste Variante "Muzak" enthält 10 Songs, die nie laut werden, einige sehr schöne Sounds enthalten, wie im beatlesken "Kite" und zumeist energisch in sich pulsierende Klänge gebären, deren Komplexität auf minimalistischen Mustern aufbauen, dabei gehen Saturnia äußerst inspiriert vor, beleben keine Stereotypen, sondern weben eigenwillige, verschrobene Harmonien, die kein Stück blöd sind und Liebhaber von gefährlich zarter Musik gewiss verzücken wird. Saturnia haben ihre Sounds soweit über den Erdball gestreut, dass begeisterte Altmeister wie Daevid Allen und Nik Turner es sich nicht nehmen ließen, ihrer Liebe zur Musik des Trios mit eigenem Anteil zu begegnen. Beide sind jeweils in einem Song dabei, ohne mit ihrer Egozentrik die Songs der Band kaputt zu machen. Die denken vielleicht, hier sei der psychedelische Jungbrunnen...
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2007