CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Rush - Snakes & arrows
(62:50, Atlantic, 2007)

Bereits im Vorfeld wurde "Snakes & arrows" als das vermeintlich beste Rush Album seit langer Zeit abgefeiert. Dazu wurden dann auch gleich noch Vergleiche zu den besten Momenten von "Presto", "Counterparts" und sogar "Moving pictures" gezogen. Somit schürt "Snakes & arrows" selbstverständlich eine gewaltige Erwartungshaltung, die von einigen euphorischen Fan-Kommentaren kurz nach der Veröffentlichung noch weiteres Futter erhielt. Mit dem Grammy-Gewinner Nick Raskulinecz auf dem Produzentenstuhl, der vor allem für seine Zusammenarbeit mit den Foo Fighters bekannt wurde, ist zudem als weiterer Garant für einen aktuellen, zeitgemäßen Sound an Bord. Doch wohin segelt das Flagschiff Rush mit "Snakes & arrows" denn nun wirklich? Um es kurz zu machen: eine Rückkehr in die 80er, sprich dominante Verwendung von Keyboards und einer guten Portion Bombast bzw. in die 70er, mit komplexen und opulenten Arrangements, ist "Snakes & arrows" auf jeden Fall nicht. Vielmehr setzt das Werk den modernen, gitarrendominierten, eher geradlinigen Sound der letzten Alben fort, wirkt aber insgesamt dennoch packender und griffiger. Dieses Album jedoch in einem Atemzug mit den Klassikern der Vergangenheit zu nennen, ist dennoch irreführend. Sicherlich, "Snakes & arrows" ist eines der besten, wenn nicht sogar das beste und in sich schlüssigsten Rush Alben des letzten Jahrzehnts und auch eine durchaus interessante Scheibe. An die Magie und filigrane Eleganz früherer Meisterwerke reicht dieses Album jedoch keineswegs heran. Doch dies mal ganz außen vor gelassen, sorgen vor allem einige kurze Instrumentals für enorme Auflockerung, kann ebenso das modernisierte Riffing ebenfalls überzeugen. Zwar wirkt vieles in den Arrangements eher unauffällig, straighter und keineswegs zu komplex, doch mit anderen Worten umschrieben, bedeutet dies ebenfalls ein gehöriges Maß an Zugänglichkeit, was die 14 Songs des aktuellen Longplayers zu einer durchaus angenehm anzuhörenden Exkursion macht. "Snakes & arrows" ist eindeutig eine gut abgehende, recht eingängige Rockscheibe - nicht mehr und nicht weniger. Dass man von dem kanadischen Trio auf der Bühne etwas mehr erwarten darf und dies sicherlich auch bekommt, das wird die Europatour im Herbst hoffentlich einmal mehr beweisen.

Kristian Selm



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