CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Scott Allen Project - What lies beyond words
(44:40, Privatpressung, 2006)

Scott Allens Leben veränderte sich, als er mit elf Jahren ein Van Halen-Video anschaute. Es kam, was kommen musste: Luftgitarre, hingemeuchelte Sparschweine, die erste Schraddel, Unterricht, Hornhäute... Dies endete bei Allen aber nicht - wie bei den meisten von uns Normalsterblichen - in der frustrierenden Erkenntnis, dass Eddy Van Halen nicht wirklich erreichbar ist. Sondern endete (vorläufig) als Gitarrendozent beim Northridge Music Center sowie in der Position als erste Violine bei der Sacramentoer Metal-Formation 7 Years. Und beim eigenen Scott Allen Project, das schon u. a. für Dave Meniketti, Eric Martin oder Planet X Konzerte eröffnet hat. Am Projekt sind über den Boss hinaus je ein Rhythmus-Gitarrist, Bassist und Schlagwerker beteiligt. Überdies konnte für die Produktion der vorliegenden CD mit Frank Hannon (Tesla) ein erfahrener Profi gewonnen werden. Beide Umstände führen wohl dazu, dass im Gegensatz zu so vielen anderen selbstproduzierten Gitarrengott-Projekten die Stücke von "Beyond words" meist deutlich nachvollziehbare Songstrukturen aufweisen und wir nicht etwa von Dauergegniedel über Konserven-Drums ermattet werden. Dass er ein Schneller der Zunft ist, muss und darf Allen natürlich dennoch zeigen, beispielsweise mittels der Tapping-Ekstasen von "A girl I once knew" oder "The clock is ticking". Am stärksten wirkt diese Projektmusik jedoch immer dann, wenn wie bei "My Bad Mojo", "Saying goodbye" oder "Sapphire sky" deutlich das Tempo reduziert wird, auch akustische Gitarren zum Einsatz kommen und Allen überwiegend in getragenen Bögen soliert. Müsste den Fans von z. B. Vinnie Moores oder Neal Schons Soloschaffen stark zusagen. Das gute Stück kann u. a. über scottallenproject.com, Guitar Nine Records und I-tunes angelandet werden.

Klaus Reckert



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