CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)

Puppet Show - The tale of Woe
(60:07, ProgRock Records, 2007)

Ein recht ordentliches Debütalbum aus dem Jahre 1998 und ein guter Auftritt beim Baja-Prog Festival ließen die Erwartungen an die Band schnell wachsen. Doch was machte das Quintett? Sie geben erst nach 8 Jahren ein neues Lebenszeichen von sich, und fangen somit fast wieder bei Null an. Glücklicherweise halten sich die personellen Veränderungen für einen solch langen Zeitraum noch in Grenzen, so dass einer Weiterentwicklung der Band nichts mehr im Weg steht. Ersetzt wurde lediglich Matt Lipford am Schlagzeug, hier sitzt nun Chris Mack, bekannt durch sein Mitwirken auf dem aktuellen Iluvatar-Album "A story two days wide...". Und der wirbelt prächtig umher, hätte ich ehrlich gesagt nach dem Standard-Getrommel auf dem besagten Iluvatar-Album wirklich nicht erwartet. Dass man aus gewissen Fehlern der Erstveröffentlichung gelernt hat, zeigt sich sehr deutlich an der spritzigeren Produktion - hier holte man sich Hilfe bei Terry Brown (IQ, FM, Rush) und Peter J. Moore (The Band, Cowboy Junkies). Diesmal beteiligten sich auch alle fünf Mitglieder am Schreiben der Songs - was die Musik um einiges farbenfroher gestaltet. Gleichzeitig wirkt das Songmaterial mehr verschnörkelt und versponnen, sowie durch Mini Moog oder Hammond-Orgel mehr denn je im traditionellen 70er Jahre Prog verankert. Richtig neo-proggige Momente sind dadurch nur noch an den typischen Keyboard-Sounds auszumachen. Die Gitarre sorgt mit einigen scharfen und druckvollen Riffs für die rechte Härte, oder setzt sich gekonnt mit prägnanten Soli und singenden Passagen in Szene. Beim kräftigen Solo-Gesang schimmern Ähnlichkeiten zu Alan Reed (Pallas), und bei den theatralischen Gesangsparts zu Peter Gabriel durch. Negative Spuren sind da lediglich im etwas zu dünn geratenen Chorgesang festzustellen. Zweifelsohne liegen die Stärken von Puppet Show an den unvorhersehbaren Tempowechseln, hauptsächlich wenn kurz und knackig das Tempo angezogen wird. Bestes Beispiel dafür ist der bestechende Opener "Seasons". Allerdings hätte es hiervon ruhig noch ein bisschen mehr sein dürfen. Somit steht als Endresultat ein gut treibendes Retro Prog-Album mit vielen spannenden Kombinationen.

Andreas Kiefer



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